Geesthacht/Schwarzenbek. Neue Helfer für die Tafeln lösen nur einige Probleme. Es mangelt vor allem an Lebensmitteln, Geldspenden und auch Platz.

Der Kreisseniorenbeirat sorgt sich um den Betrieb der Tafeln für Bedürftige. Das Gremium fordert Menschen auf, sich ehrenamtlich zu engagieren, den örtlichen Tafeln ihre Mitarbeit anzubieten. Deren Probleme sind jedoch weitaus größer, als dass zusätzlichen Helfer sie beheben könnten.

Mit dem Ukraine-Krieg und dem Zustrom neuer Flüchtlinge aus dem arabischen Raum und Afghanistan hat sich die Situation weiter verschärft. Einige Tafeln sahen keine andere Möglichkeit, als zeitweilig Aufnahmestopps zu verkünden. Andere haben die Organisation gestrafft und die Ausgabetage reduziert.

Tafel zieht Notbremse und verfügt Aufnahmestopp

So willkommen neue Helfer in vielen Tafeln sind, die größten Probleme bereiten schwindende Lebensmittelmengen bei gleichzeitig wachsenden Zahlen an Bedürftigen. In Schwarzenbek, wo das DRK die Tafel mit einem guten Dutzend Ehrenamtlicher betreibt, haben die Verantwortlichen die Notbremse gezogen. „Im Herbst 2022 haben wir einen Aufnahmestopp verfügt, derzeit bleibt uns nichts anderes, als diesen von Monat zu Monat zu verlängern“, sagt Tafelchef Martin Lenz.

Aktuell versorge die Tafel Schwarzenbek etwa 400 Menschen in der Woche, damit sei man an der Grenze. „Betrachten wir diejenigen, die bei uns anfragen und die wir vertrösten, könnten es gut doppelt so viele sein“, erläutert Lenz.

Hohe Inflation lässt Spendenbereitschaft sinken

Das Problem seien vor allem die gesunkenen Spenden an Lebensmitteln. Discounter und Supermärkte kalkulierten deutlich knapper, sodass weniger übrig bleibe, bestätigt auch Irene Halaftris-Grube für die Geesthachter Ausgabe. Doch auch in der privaten Spendenbereitschaft hinterlässt die wirtschaftliche Situation Spuren, so Lenz. „Wenn Menschen infolge der Inflation selbst immer weniger Geld bleibt und dann noch die Energiepreise steigen, sinkt natürlich die Spendenbereitschaft.“

Frauen-Initiative hält Ausgabe in Geesthacht offen

Für die Ausgabe am Dienstag und Freitag sei Schwarzenbeks Tafel personell gut aufgestellt, sagt Lenz: „Was wir vor allem brauchen, sind Menschen, die die Lebensmittel einsammeln, sortieren und einlagern.“

Bis auf eine kurze Zeit während der Corona-Pandemie hat die Geestküche ihre Ausgabe offengehalten, betont Irene Halaftris-Grube. Die Vizevorsitzende der Geesthachter Frauen-Initiative organisiert sie seit gut eineinhalb Jahrzehnten. „Was vor allem fehlt sind Fleisch, Wurst, Käse aber auch Brot.“ Bis zu 150 Menschen würden am Neuen Krug wöchentlich versorgt. „Wir kratzen im Notfall alles zusammen, damit niemanden ohne etwas in der Tüte wieder nach Hause geht.“

Zu wenig Lebensmittel, um Geestküche wieder zu öffnen

Die Geesthachter Ausgabe profitiert davon, dass Menschen, die in einer Fördermaßnahme in der Vergangenheit die Geestküche betrieben haben, sich jetzt um das Abholen der Waren, das Sortieren und die Lagerung kümmern. Und auch Lebensmittel an Bedürftige ausliefern, die den Weg nicht schaffen. „Wir haben nicht genug gespendete Lebensmittel und die Energiepreise sind zu hoch, als dass wir in absehbarer Zeit die Geestküche wieder öffnen könnten“, sagt Geschäftsführerin Stéphanie Loewe.

Die Zahl der Bedürftigen hat sich verdoppelt

Die Lauenburger Tafel wiederum sucht genau Ehrenamtliche, die mit den zwei vereinseigenen Transportern Lebensmittel abholen. Mit den gut 30 Aktiven gelinge es, den Ansturm auf die Ausgabe in der Begegnungsstätte TOM zu bewältigen, sagt Tafelchefin Franziska Betge.

Probleme bereitet die deutlich gestiegene Zahl an Menschen, die freitags zum Treff am Moorring streben. „Ihre Zahl hat sich auf etwa 180 bis 190 verdoppelt, dafür sind die Räumlichkeiten im TOM zu klein.“ Freitags habe der Treff alle weiteren Aktivitäten eingestellt, doch der Aufwand bleibe groß. „Wir müssen wöchentlich nicht nur die Waren heranschaffen, wir müssen zuvor alles auf und danach wieder abbauen“, so Betge.

Kurzzeitig über Aufnahmestopp nachgedacht

Ihr Wunsch: Bessere Lagerkapazitäten für Lebensmittel und am besten ein leerstehendes Geschäft mit minimaler Monatsmiete für die Ausgabe. Bislang habe man es immer geschafft, so Betge. „Doch kurzzeitig haben auch wir über einen Aufnahmestopp nachgedacht.“