Büchen. Bisher muss der Verkehr in Büchen durch ein Nadelöhr. Dabei würden viele ihr Auto auch mal stehen lassen. Was dafür passieren muss.

Viele Menschen mit ins Boot nehmen, um erfolgreich zu sein – das ist der Grundgedanke, den sich die Wählergemeinschaft Aktive Bürger Büchen (ABB) auf die Fahne geschrieben haben. Jetzt packen die Mitglieder ein besonders heißes Eisen an: die angespannte Verkehrssituation in der Gemeinde. Konkret geht es um die Situation am Hamburger Tunnel, durch den sich im Berufsverkehr lange Fahrzeugkolonnen schieben.

Auch wer die Einkaufsmöglichkeiten am Kreisel nutzen will, muss mit dem Auto durch dieses Nadelöhr. „Hätten wir unter den beiden Bahntrassen gut ausgebaute Rad- und Fußwegetunnel, würde so mancher das Auto stehen lassen und die Verkehrssituation würde sich merklich entspannen“, sagt Patric Winkler, Vorsitzender der ABB. Um die Deutsche Bahn zur Planung dieser Unterführungen zu motivieren, haben er und seine Mitstreiter am Sonnabend (4. März) eine großangelegte Unterschriftssammlung gestartet.

Mit einer solchen Aktion war die ABB schon einmal erfolgreich. Im April 2018 hatte die Wählergemeinschaft den Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein aufgefordert, auf dem Bahnhof Büchen Aufenthaltsräume zu schaffen, sodass die Fahrgäste vor Wind und Wetter geschützt sind. Binnen kurzer Zeit hatten sie damals 500 Unterschriften für das Projekt gesammelt, das mittlerweile realisiert worden ist.

Am Wochenende ist der Hamburger Tunnel wenig befahren. In der Woche staut es sich hier regelmäßig. Fußgänger drängeln sich auf den schmalen Gehwegen.
Am Wochenende ist der Hamburger Tunnel wenig befahren. In der Woche staut es sich hier regelmäßig. Fußgänger drängeln sich auf den schmalen Gehwegen. © Elke Richel | Elke Richel

Bahn plant für 2025 Sanierung der Strecke Hamburg-Berlin

Auch wenn der Bau von Unterführungen für Fußgänger und Radfahrer deutlich aufwendiger sein dürfte, stehen die Chancen möglicherweise gar nicht zu schlecht. In zwei Jahren will die Bahn die Strecke Hamburg-Berlin für sechs Monate komplett dicht machen. Während der Sanierung der 280 Kilometer langen Strecke, die auch über Büchen führt, sollen Gleise, Weichen, Oberleitungen und Stellwerke modernisiert und die Digitalisierung des Betriebs vorangetrieben werden. Darüber erhalten Bahnhöfe neue Bahnsteigdächer, Wetterschutzhäuser und Wegeleitsysteme.

„In diesem Zusammenhang könnten vielleicht auch die Unterführungen geplant werden“, hofft Winkler. Der „Hamburger Tunnel“ sei das größte Problem. Aber auch an anderen Stellen der beiden Bahntrassen könnten Fußgängertunnel die Verkehrssituation in Büchen deutlich verbesser. „Viele von uns würden wahrscheinlich auch zu Fuß oder mit dem Rad schnell Einkaufen fahren, nutzen zurzeit dann aber doch, aufgrund des langen Weges, das Auto. Dies führt zu einem regelmäßigen größeren Verkehrsaufkommen, gerade zu Stoßzeiten“, weiß der ABB-Chef.

Aus Sicht der ABB wären die Fußgänger- und Fahrradtunnel an folgenden Standorten sinnvoll: am Ellernortskamp/Liperiring, am Hamburger Tunnel und im Heideweg in Richtung Berliner Straße. Diese drei Unterführungen sind Bestandteil des aktuellen Ortsentwicklungskonzeptes und dem im vergangenen Jahr beschlossenen Radverkehrskonzept für die Gemeinde.

Ute und Martin Rewoldt sind mit Enkel Milo unterwegs. Sie geben Jacqueline Rottmann von der Wählergemeinschaft ABB  (l.) gern ihre Unterschrift
Ute und Martin Rewoldt sind mit Enkel Milo unterwegs. Sie geben Jacqueline Rottmann von der Wählergemeinschaft ABB (l.) gern ihre Unterschrift © Elke Richel | Elke Richel

Unterschriftssammlung noch bis 14. Mai

Mit ihrer Unterschriftsaktion trafen die Aktiven Bürger Büchen offenbar voll den Nerv der Passanten rund um den Kreisel. Auch wenn sich an diesem Sonnabendvormittag der Verkehr am Hamburger Tunnel nicht staute, machten die meisten der angesprochenen Büchener ihrem Ärger Luft. „Viele Schulkinder müssen täglich durch den Hamburger Tunnel. Die Gehwege links und rechts sind so schmal, dass es ein einziges Gedränge gibt. Ich wundere mich, dass da bisher nichts Schlimmes passiert ist“, sagte eine Frau und eilte weiter. Ihre Unterschrift wolle sie nicht geben. Es ändere sich ja doch nichts. Mit dieser Meinung war sie eine der Ausnahmen.

Ute und Martin Rehwoldt waren mit Enkel Milo spazieren. „Ich finde es gut, dass sich die ABB für eine Verbesserung der Verkehrssituation einsetzt. Es ist schön, dass wir in Büchen einen Bahnanschluss haben, aber die Trassen zerschneiden den Ort. Unterführungen für Autofahrer und Fußgänger sind sehr sinnvoll“, sagte die 65-Jährige.

Ihre Meinung deckte sich mit denen der meisten Passanten. Die Akteure der ABB hatten sich rund um den Kreisel in zwei Teams aufgeteilt. Die Unterschriftslisten füllten sich schnell. Noch bis zur Kommunalwahl am 14. Mai wollen sie für ihr Anliegen werben. Dafür wollen die Aktiven Bürger Büchen an den Wochenenden weiter Unterschriften sammeln. Die Listen werden sie den Entscheidungsträgern bei der Deutschen Bahn zusenden. Mit genügend Nachdruck, so hoffen sie, werden sie damit genauso erfolgreich sein, wie vor fünf Jahren mit ihrer Forderung nach Aufenthaltsräumen am Bahnhof.