Erinnerung an den Mauerfall vor 25 Jahren - Lauenburger organisieren ein Begrüßungsfest

Eigentlich war ihnen ihre wöchentliche Skatrunde heilig. Regelmäßig trafen sich Heinz-Dieter Pehmöller, Norbert Brackmann, Adolf Hamester und der damalige Lauenburger Bürgermeister Hauke Matthießen zum Kartenspielen. Doch an diesem 10. November 1989 war alles anders: "Hauke war sonst immer sehr pünktlich. Dann ging das Telefon und wir glaubten nicht, was wir da hörten", erinnert sich Heinz-Dieter Pehmöller. In sein Tagebuch hatte er noch am selben Abend die Worte des Bürgermeisters am anderen Ende der Leitung notiert: "Kann so schnell nicht kommen, bin hier am Grenzübergang. Die Leute von drüben kommen und werden hier von einer großen Menge jubelnd begrüßt. Das müsst ihr sehen."

Was war schon eine Skatrunde gegen diesen historischen Augenblick? "Den Abend werde ich nie vergessen: Überall Trabis und dieser Gestank, aber das war uns egal. Jedes Fahrzeug mit DDR-Kennzeichen wurde freudig begrüßt", erzählt Pehmöller.

Doch den Skatbrüdern reichte das begeisterte "Trabi-Klopfen" nicht. Spontan beschlossen sie, für die in Scharen einreisenden DDR-Bürger eine Begrüßungsparty auf dem Wochenmarkt zu geben. Es sollte ein Empfang vor der Raiffeisenbank werden - mit Musik, Erbsensuppe, Punsch und der Auszahlung der 100 D-Mark, die jedem DDR-Bürger als Begrüßungsgeld zustanden. Ein organisatorischer Kraftakt, so Pehmöller: "Das fing schon mit der Musik an. Einer spielte auf einer Silberhochzeit, der andere war nicht erreichbar, ein weiterer Musiker wollte sich wieder melden." Erst am frühen Morgen stand fest, dass es auch Musik auf der Party geben würde.

Blieb noch die Erbsensuppe. "Unmöglich, das zu schaffen", erhielt die Männerrunde eine Absage aus der Jugendherberge. "Gulaschsuppe, das war die Alternative. Aber besorgen Sie mal mitten in der Nacht 80 Kilo Fleisch". Doch das Wort "unmöglich" galt in dieser Nacht nicht. Eine Gaststätte in Büchen hatte Erbsensuppe und Kartoffelsuppe gebunkert. "Das war unsere Rettung", erzählt Pehmöller.

Am 13. November 1989 schrieb unsere Zeitung: "Für mehrere hundert Gäste spielten Herrmann Wilkens und Günther Brackmann Lieder wie 'Sonderzug aus Boizenburg'. Es gab deftigen Eintopf, Glühwein und strahlende Gesichter." Heinz-Dieter Pehmöller notierte am Abend: "Kopfschüttelnd oder weinend registrierten die Ossis, wie sie schnell genannt werden, die plötzliche Freiheit. Es sind Bilder, die man gesehen haben muss. Sie gehen durch Mark und Bein."