Innenstadt Mietvertrag bremst Abriss des Postgebäudes - Bürgermeister schweigt nach Krisensitzung

Ungünstiger hätte der Zeitpunkt kaum sein können: Zwei Tage vor der geplanten Zukunftswerkstatt macht in Lauenburg das Gerücht die Runde, den Plänen für den Edeka-Neubau an der Postkreuzung drohe das Aus. Grund sollen der langfristige Mietvertrag der Postbank und Unstimmigkeiten über die Bereitstellung eines geeigneten Ersatzobjektes sein. Noch vor zwei Jahren war die Rede davon, dass nach Abriss des jetzigen Gebäudes, die Postbank im Edeka-Neubau Flächen anmietet und somit auch die Postfiliale im Stadtzentrum bleibt.

Bürgermeister Andreas Thiede zeigte sich zumindest gestern Vormittag wenig beeindruckt von den kursierenden Gerüchten. "Ich gehe nicht davon aus, dass Edeka das Gebäude erworben hätte, wenn die Neubau-Pläne auf wackligen Füßen ständen", sagte er. Bei so großen Bauvorhaben müsse immer damit gerechnet werden, dass es zeitweise klemmt. Darüber hinaus sei die Stadt über die laufenden Verhandlungen von Edeka mit der Postbank informiert "Wir müssen alle optimistisch sein", so der Appell von Lauenburgs Verwaltungschef. Diese positive Einstellung hielt ihn allerdings nicht davon ab, noch am selben Tag zu "Abstimmungszwecken" in die Konzern-Zentrale Neumünster zu fahren. Edeka selbst wollte sich gestern wegen der "Brisanz des Themas" zunächst überhaupt nicht äußern. "Wir warten erst mal das Gespräch mit Herrn Thiede ab", sagte Sprecherin Marion Grundmann, kündigte aber ein Statement für den späten Nachmittag an.

Offensichtlich kam es bei dem Treffen zwischen Thiede und der Konzernleitung mehr darauf an, sich auf ein gemeinsames Krisenmanagement zu einigen, als die aktuellen Probleme zu lösen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Lauenburgs Bürgermeister nach dem Gespräch - obwohl anders vereinbart - zu den neusten Entwicklungen in Sachen Innenstadtentwicklung nichts mehr sagen mochte. Alle weiteren Informationen zu diesem Thema würden ausschließlich von Edeka kommen. Aber auch in Neumünster konnte man sich gestern offensichtlich nicht auf eine Stellungnahme einigen, die sich in der Öffentlichkeit vertreten lässt. Trotz mehrfacher Nachfragen lag die für den Nachmittag angekündigte Stellungnahme gestern auch bis Redaktionsschluss nicht vor. So blieben konkret gestellte Fragen, zum Beispiel nach einem realistischen Termin für den Baubeginn, sowohl durch Lauenburgs Bürgermeister, als auch die Edeka-Zentrale unbeantwortet.

Übrigens hätte der geplante Edeka-Neubau auch ohne diese überraschende Wendung gute Chancen gehabt, zu einem heiß diskutierten Thema der Zukunftswerkstatt zu werden. Für den Heimatbund und Geschichtsverein ist das geplante Gebäude nämlich ein Beispiel für eine "gesichtslose Gestaltung mit beliebig austauschbarer Büroarchitektur." "Wir begrüßen die geplante Entwicklung der Innenstadt ausdrücklich und erkennen auch das Bemühen unseres Bürgermeisters an, die bestehenden Missstände zu beseitigen, aber wir brauchen ein unverwechselbares Stadtzentrum, das die historischen Wurzeln erkennen lässt", fordert Vereinschef Horst Eggert. Vor diesem Hintergrund sei der Edeka-Neubau eine "gravierende Störung des Straßenbildes", die in der geplanten Form vermieden werden müsse. Was Eggert am meisten stört: "Seit Februar 2012 begleitet die Stadt die Planung mit Zukunftswerkstätten. Merkwürdigerweise ist der Denkmalsschutz dabei nicht ein einziges Mal in Erscheinung getreten". Dies will der Heimatforscher nun ändern. Mit der Bitte, die Innenstadtentwicklung künftig zu begleiten, hat er sich an die Denkmalschutzbehörde des Kreises gewandt.

Termin der dritten Zukunftswerkstadt zur Innenstadtentwicklung ist am Sonnabend, 25. Januar, von 10 bis 15 Uhr in der Albinus-Gemeinschaftsschule.