Geesthacht. Die Stelle des Rektors an der Geesthachter Schule war eineinhalb Jahre vakant. Wie der neue Leiter zu seinem Berufswunsch kam.

Der Pausenhof der Hachede-Schule verwandelte sich zum Sommerfest am vergangenen Freitag in einen bunten Jahrmarkt. Schüler, Lehrer und Hunderte Besucher amüsierten sich auf dem Gelände. Die Lebenshilfe war mit im Boot und grillte Würstchen, es gab ein Glücksrad, an dem es Popcorn zu gewinnen gab, leckere Smoothies und vieles mehr.

Gründe zu feiern gab es allemal: Das Förderzentrum mit Schwerpunkt für geistige Entwicklung lud zu seinem 45-jährigen Bestehen, mit Pascal Thomann gibt es jetzt endlich einen neuen Schulleiter. Außerdem wurde der Pausenhof zum neuen Schuljahr umgestaltet: mit einer Seilbahn und einem neuen Klettergerüst. Jeder Klassenraum verfügt nun zudem über eine kleine Terrasse, über die die Schüler auch in den Pausenhof gelangen.

Geesthacht: Stelle des Leiters der Hachede-Schule war eineinhalb Jahre vakant

Die Stelle der Leitung war eineinhalb Jahre lang vakant. Fredericke Rumohr übernahm den Posten als kommissarische Schulleiterin. Nun ist der 41-Jährige Pascal Thomann seit August Schuldirektor an der Hachede-Schule und Fredericke Rumohr seine Stellvertreterin.

Gefeiert wurde die Übernahme der Trägerschaft für Sonderschulen durch den Kreis Herzogtum Lauenburg im Jahr 1978 und die Umbenennung in Hachede-Schule, wobei die Wurzeln der Lehranstalt deutlich weiter zurückreichen. Schon 1967 wurden am Neuen Krug in Düneberg neun Kinder mit einer geistigen Behinderung in einem Raum der Pestalozzi-Schule unterrichtet, nachdem es ein Jahr zuvor zur Gründung der Lebenshilfe im Kreis gekommen war.

1978 wurde das Gebäude am Dösselbuschberg bezogen

Schon 1969 stellte die Lebenshilfe einen Antrag für eine Behindertenschule, 1970 erfolgte der Umzug mit 25 Kindern in Räume der Waldschule in Grünhof-Tesperhude. Über weitere Stationen unter anderem in Hohenhorn wurde schließlich 1978 das neu gebaute Gebäude am Dösselbuschberg bezogen.

Pascal Thomann wolle erst einmal in „seiner“ neuen Schule ankommen, sagt er. Gebürtig kommt er aus Essen, lebt aber bereits seit 2002 in Norddeutschland. Er ist zum Studieren nach Hamburg gekommen. Auch das nördlichste Bundesland ist ihm mittlerweile vertraut. Die Referendariatszeit hat er in Schleswig und Süderbrarup verbracht.

Der neue Leiter wurde mit einem Hörschaden geboren

Da er selbst hörgeschädigt ist, hat er sich für das Studium in der Hansestadt entschlossen. „Die Voraussetzungen waren damals in Hamburg am besten“, sagt er. Er trägt ein Cochlea-Implantat (CI), dank dieser speziellen Hörprothese ist die auditive Wahrnehmung über den Hörnerv möglich. „Ich wurde wahrscheinlich schon mit dem Hörschaden geboren. Als ich zwei Jahre alt war, wurde er diagnostiziert“, erzählt Pascal Thomann.

Etwas mit Menschen beruflich zu machen, war schon seit seiner Kindheit ein Wunsch. „Mein Onkel war geistig behindert. Ich wollte dann gern etwas Soziales in dieser Richtung machen.“ So wurde er Sonderschulpädagoge, sein Studienschwerpunkt lag auf den Fächern Mathematik und Sachunterricht.

In Boberg wird in der Freizeit der Garten umgestaltet

Seine erste Stelle hat er an der Elbschule in Hamburg angetreten. Von 2017 bis 2023 war er als Abteilungsleiter am Landesförderzentrum Hören und Kommunikation in Schleswig tätig. Zu Hause ist der 41-Jährige nun in Boberg, dort gestaltet er in der Freizeit seinen Garten um, liest viel querbeet durch alle Genres, wie er verrät. Außerdem verbringt er gern Zeit mit Freunden.

Neue Attraktion zum neuen Schuljahr: Den Pausenhof bereichert nun eine Seilbahn.
Neue Attraktion zum neuen Schuljahr: Den Pausenhof bereichert nun eine Seilbahn. © Denise Ariaane Funke

Zudem engagiert sich der Wahlhamburger ehrenamtlich. Er ist Leiter der CI-Gruppe im Bund der Schwerhörigen Hamburg, bringt sich in dem Verein auch als Beirat ein und unterstützt die Selbsthilfegruppe CIVN (Cochlea Implantat Verband Nord) mit seiner Arbeit.

Schnupperunterricht zum Kennenlernen der 187 Schüler

Pascal Thomann ist nicht das einzige neue Gesicht an der Hachede-Schule. Seit dem 1. August drücken zudem 25 neue Schüler die Schulbank. Außerdem gibt es mit Anja Koops auch im Lehrerkollegium eine neue Kollegin. Damit ihn alle der insgesamt 187 Schüler richtig kennenlernen, gibt der neue Schulleiter nun in jeder Klasse einen Schnupperunterricht.

Insgesamt starten zum neuen Schuljahr 17 Klassen an der Hachede-Schule. „Es gibt die erste bis neunte Klasse, außerdem zwei berufsvorbereitende Klassen“, berichtet Thomann. „Die 200er Marke werden wir bald erreicht haben“, schätzt der Schulleiter. Zum Start vor 45 Jahren waren es 55 Kinder in sieben Klassen.

Aktuell unterrichten 22 Lehrer, zwei Stellen sind vakant und fünf Kollegen fehlen, da sie in Elternzeit sind oder ein Sabbatjahr eingelegt haben. „Die Hachede-Schule ist eine tolle Schule mit einem tollen Kollegium. Ausgesprochen gut gefällt mir auch der Schulhof, der ist wirklich toll gestaltet“, findet Pascal Thomann, der sich begeistert über das Fest zeigte. „Das wurde ja lange vor meiner Zeit geplant, da kann und will ich mich natürlich nicht mit fremden Federn schmücken“, so der Pädagoge.