Geesthacht. Bis zu 14.000 Menschen mussten während des Zweiten Weltkriegs in Geesthacht Zwangsarbeit leisten. Nicht nur ihnen galt die Gedenkfeier.

Der Andrang bei der ersten Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 in Geesthacht überstieg das Platzangebot in der kleinen Kapelle des Alten Friedhofes. Mehr als 50 Personen waren zur ersten Gedenkfeier unter dem Motto „Sag nein!“ gekommen, ausgerichtet von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Geesthacht in Kooperation mit der Stadt Geesthacht und der Initiative „Omas gegen Rechts“.

„Dieser Tag der Erinnerung und Hoffnung soll uns daran erinnern, dass wir die Verantwortung haben, aus der Vergangenheit zu lernen und aktiv an der Bewahrung der Demokratie mitzuarbeiten“, sagte Bürgermeister Olaf Schulze in seinem Grußwort. Er verwies auf die beiden Stolpersteine in der Stadt und betonte, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus keine abstrakte Geschichte sei.

Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus

Schulze erinnerte an die 12.000 bis 14.000 Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges in Geesthacht Zwangsarbeit leisten mussten, sowie an die 10.000 Flüchtlinge, die nach dem Krieg in Geesthacht unter schwersten Bedingungen neu anfangen mussten.

Organisatoren des Gedenktags zur des Befreiung vom Nationalsozialismus in der Kapelle des Alten Friedhofs: Andreas Seifert, Gemeindepädagoge der St. Salvatoris-Kirche mit drei „Omas gegen Rechts“, von links: Kirsten Wolf, Petra Bröker und Renate Lopez.
Organisatoren des Gedenktags zur des Befreiung vom Nationalsozialismus in der Kapelle des Alten Friedhofs: Andreas Seifert, Gemeindepädagoge der St. Salvatoris-Kirche mit drei „Omas gegen Rechts“, von links: Kirsten Wolf, Petra Bröker und Renate Lopez. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

„,Nie wieder’ darf nicht nur eine Floskel bleiben. Es verpflichtet uns auch heute immer wieder dazu, mit Mut, Entschlossenheit und Zivilcourage allen menschenfeindlichen Tendenzen in unserer Gesellschaft die Stirn zu bieten“, sagte Andreas Seifert, der Gemeindepädagoge der St. Salvatoris-Kirche, der die Veranstaltung initiiert hatte.

In Gedenken weiße Rosen für Zwangsarbeiter niedergelegt

Seifert berichtete in seiner Rede von einem Besuch in Yad Vashem, der israelischen Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert. „Zusammen mit meinem jüdischen Ehemann, dessen Großvater selbst das Konzentrationslager Auschwitz überlebt hat, besuchte ich diesen Ort und am Ende liefen mir die Tränen der Scham über das Gesicht. Es ist eine Erinnerung und Verantwortung für uns Deutsche, dass solche Verbrechen nie wieder passieren dürfen“, so Andreas Seifert.

Mit Hilfe des Liedes „Sage nein“ von Konstantin Wecker machte er mit seinen Konfirmanden auf die neuen Gefahren von rechts aufmerksam. Zum Ende der Veranstaltung wurden an der Grabstätte für 25 sowjetische Zwangsarbeiter und 15 sowjetische Kinder auf dem Alten Friedhof weiße Rosen abgelegt.