Lauenburg. Zwei Wochen karrten 1945 KZ-Schergen 2400 Häftlinge kreuz und quer durch Norddeutschland. Hunderte starben in engen Eisenbahnwaggons.

Todesmärsche von KZ-Häftlingen, der Abtransport von Menschen, um sie „verschwinden zu lassen“ – kurz vor dem Zusammenbruch von Nazi-Deutschland starben noch viele Zehntausende Menschen, bevor alliierte Truppen sie im Frühjahr 1945 befreien konnten. Nicht abgeschirmt hinter Stacheldraht in Vernichtungslagern wie Treblinka, nicht nur in den zahlreichen Konzentrations- und Arbeitslagern, sondern auch in aller Öffentlichkeit.

Zu dem Thema denken viele Menschen gleich an den Untergang der „Cap Arcona“ vor Neustadt an der Ostsee. Doch derartige Tragödien ereigneten sich dutzendfach. Ein Eisenbahnzug durchquerte im April 1945 den Kreis Herzogtum Lauenburg, passierte Büchen und Lauenburg, ging später als „verlorener Transport“ in die Geschichte ein, weil er nie sein Ziel erreichte. Eine Ausstellung zum erschütternden Schicksal von mehr als 2000 Menschen wird am Sonntag, 10. März, in Lauenburgs Elbschifffahrtsmuseum eröffnet.

„Verlorener Transport“: 2400 KZ-Häftlinge in Todeszug eingepfercht

„Er war der letzte von insgesamt drei Transportzügen aus dem KZ Bergen-Belsen, die wenige Wochen vor Kriegsende insgesamt 6800 Häftlinge in das KZ Theresienstadt verbringen sollte“, berichtet Dr. Jörn Bohlmann, Leiter des Museums. Bevor vorrückende britische Truppen Bergen-Belsen erreichten, starteten die Todeszüge. Der letzte mit zusammengepferchten 2400 Menschen, darunter rund 500 Kindern, sollte nie am Bestimmungsort ankommen. Fast zwei Wochen ließen die Nazi-Schergen die Waggons mit den verdurstenden und verhungernden Menschen kreuz und quer durch Norddeutschland rollen.

Der Zug passierte Hagenow und Ludwigslust, Wittenberge, Berlin und Finsterwalde, bevor die total entkräfteten Menschen am 23. April von Soldaten der Roten Armee im Süden Brandenburgs befreit wurden. Etwa 200 Menschen waren bis dahin schon verstorben, mehr als 300 starben noch danach, ausgemergelt und verhungert.

Noch nach der Befreiung starben Hunderte Menschen

Die Ausstellung erzählt diese Geschichte wie auch die der Bewohner des Bergarbeiterdorfes Tröbitz, die sich mühten, den früheren KZ-Häftlingen zu helfen. Etwa 700 Tröbitzer standen etwa 2000 Menschen gegenüber, viele von ihnen eher tot als lebendig.

Die Wanderausstellung hat der Freundeskreis „Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise Domsdorf e.V.“ zusammengetragen. Sie trägt den Namen „Wer ein Leben rettet – Lebensgeschichten von Kindern des Verlorenen Transports“. Im Mittelpunkt stehen acht junge Überlebende, ihre Erlebnisse, Ängste und Lehren. Wie auch die weitere Lebensgeschichte der jungen Juden, die nach ihrer Befreiung die Erinnerung an die Verfolgung wie auch den Verlust zahlreicher Familienmitglieder verarbeiten mussten.

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„Unser besonderer Dank gilt auch dem Kreisjugendring Herzogtum Lauenburg und Demokratie leben“, sagt Bohlmann. Ohne Unterstützung könnte die Ausstellung nicht in Lauenburg gezeigt werden, „dafür fehlen uns die finanziellen Mittel“.

Ausstellung bis Mitte Juni im Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg

Die Ausstellung wird bis einschließlich 23. Juni im Elbschifffahrtsmuseum gezeigt. Gut aufbereitet und mit pädagogischem Begleitmaterial versehen, eignet sie sich gut auch für Schulklassen. Auf Wunsch begleiten ehrenamtliche Museumsführer oder Freiwillige aus den Reihen der „Omas gegen Rechts“ den Besuch. Der Eintritt in das Elbschifffahrtsmuseum wie auch zur Ausstellung selbst ist frei.