Geesthacht. Mehr als 1000 Teilnehmer bei der Demonstration vor dem Rathaus. Klare Aussagen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.

Ein Zeichen gegen Rassismus, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit sollte es sein, und das wurde es – und was für eins. Es war ein unglaublich dichtes Gedränge vor dem Geesthachter Rathaus am Montagabend, 29. Januar. Über 1000 Teilnehmer nahmen friedlich an der Demonstration gegen Rechtsextremismus teil unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“.

Das Thema zog sich wie ein roter Faden durch die kurzen Redebeiträge, immer wieder wurde daran erinnert, mal eindringlich, mal kämpferisch und laut. Und jedes Mal gab die Menge quasi als Echo tosenden Beifall zurück. Die Eröffnungsrede hielt Ali Demirhan. Der Fraktionschef der Grünen in Geesthacht hat die Demonstration zusammen mit Max Hansen, ebenfalls bei den Grünen, initiiert. Aber als Privatpersonen, darauf legt Ali Demirhan Wert. Den anderen Geesthachter Parteien sollte so das Mitmachen abseits von Parteipolitik erleichtert werden.

Über 1000 Teilnehmer setzten ein eindrucksvolles Zeichen gegen Rechtsextremismus

„Ich freue mich, dass Ihr alle hier zahlreich erschienen seid, um gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Rassismus, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzen“, begrüßte Ali Demirhan die Teilnehmer. „Dass hier und heute in Geesthacht auch so viele Menschen zusammenstehen, spricht für die Solidarität und den Zusammenhalt hier in unserer Stadt. Die ganze Stadt, Jung und Alt, hier geboren oder zugereist, Parteien, Kirchen und Zivilgesellschaften, alle Teile der Bevölkerung haben zu dieser Kundgebung aufgerufen und stellen sich gegen Hass und Hetze, für Toleranz, Vielfalt und Solidarität.“

Außer Ali Demirhan traten ans Mikrofon Bürgervorsteher Arne Ertelt, Bürgermeister Olaf Schulze, Kirsten Wolf (Omas gegen rechts), Michael Fiebig (SPD), Peter Jürgen (Flüchtlingshilfe), Nicole Voss (CDU-Vorsitzende), Renate Schächinger (Das Herzogtum bleibt Nazifrei), Pastor Klemens Walser (Elim Kirche), Pastorin Jana Wagner und Religionspädagoge Andreas Seifert (Ev.-Luth. Gemeinde) sowie Yusuf Çetin von der Alevitischen Gemeinde. Max Hansen hatte als Redner das letzte Wort. Alle Redner waren begeistert und beeindruckt von der riesigen Menge vor ihnen.

Nicht soziale Missstände mit Fremdenfeindlichkeit beantworten

Insgesamt 14 Parteien, Vereine, Organisationen und Initiativen unterstützten die Veranstaltung offiziell. Der Rotary Club Geesthacht - Hohes Elbufer, die Partnerschaft Afrika, der Bürgerverein Grünhof-Tesperhude und der Düneberger SV verzichteten auf einen eigenen Redebeitrag.

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, lasst uns streiten über soziale Ungerechtigkeit, über Wohnungsnot, über Inflation. Lasst uns streiten über ein solidarisches Miteinander. Es darf aber nicht sein, dass soziale Missstände und Ungerechtigkeiten mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit beantwortet werden und aus Protest die AfD und andere rechte Parteien gewählt werden. Wir stehen hier zusammen mit einer klaren Botschaft: Für Rechtsextremisten, Rassisten, Antisemiten und menschenverachtende Ideologien ist kein Platz in unserer friedlichen und bunten Stadt“, erklärte Ali Demirhan.

„Geesthacht ist bunt“, erklärte der Bürgermeister

„Wir stehen hier für Vielfalt, für unsere Werte, Geesthacht ist bunt“, erklärte Olaf Schulze. „Lassen Sie uns wehrhaft sein und aufstehen“. „In einem freien Land können wir nicht verhindern, dass Extremisten und Dummköpfe völkische Parolen schwingen. Aber wir können verhindern, dass genau diese nicht dominieren“, appellierte Arne Ertelt an die Menge.

Nicole Voss zog einen Vergleich aus der eigenen Familiengeschichte heran zum Abrutschen aus einem demokratischen System in den Faschismus. Sie möchte nicht, dass sie von ihren Enkeln mal gefragt werde, wie so etwas habe passieren können, wie sie es früher ihre Oma gefragt habe. „Mit der Demo allein ist es nicht getan“, meinte Jana Wagner. Die Geistliche forderte, die Auseinandersetzung gegen rechtsextreme Tendenzen auch „am Arbeitsplatz, im Freundeskreis und in der Familie zu führen“.

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Das Schlusswort gehörte Max Hansen. Es gebe eine rechte Dynamik, der man ein Stoppschild hinsetzen müsse, erklärte er in einer flammenden Rede: „Wir müssen gegenhalten.“ Und zwar gleich bei der kommenden Europawahl am 9. Juni. Dafür erntete er stürmischen Applaus. Mit den „Wir-sind-mehr“-Rufen eines Teils der Menge im Ohr gingen die Teilnehmer nach Hause.