Buxtehude. Indra Ghosh initiierte Rekord-Petition gegen AfD-Mann Björn Höcke. Nun nimmt der gebürtige Buxtehuder Maximilian Krah ins Visier.

Indra Ghosh ist entsetzt darüber, dass AfD-Rechtsaußen Maximilian Krah in seiner ehemaligen Schule auftreten darf: „Dass ausgerechnet der mit Vorwürfen der Geldannahme aus Russland belastete Maximilian Krah auf Einladung des AfD-Kreisverbandes Stade in der Halepaghen-Schule über ein ,Europa der Nationen‘ sprechen darf, macht mich fassungslos“, sagt der prominente Buxtehuder.

Der promovierte Physiker aus Düsseldorf sorgte mit seiner im vergangenen November gestarteten Petition „Wehrhafte Demokratie: Höcke stoppen!“ auf dem Online-Portal „Campact“ für bundesweites Aufsehen. Es ist die bisher größte Online-Petition Deutschlands und wurde bereits von mehr als 1,6 Millionen Menschen unterzeichnet.

1,6 Millionen Unterschriften gegen Höcke: Indra Ghosh startete Rekord-Petition

Der in Buxtehude aufgewachsenen Ghosh und seine Mitstreiter wollen Höcke stoppen und fordern, dem AfD-Politiker einige Grundrechte zu entziehen. Ziel der geforderten sogenannten Grundrechtsverwirkung ist es unter anderem, dass Höcke das Recht verliert, sich zu Wahlen aufstellen zu lassen und ein öffentliches Amt zu bekleiden.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Derzeit ist Höcke Fraktionsvorsitzender der AfD im Thüringer Landtag. Die Landesverbände Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens sind laut Verfassungsschutz gesichert rechtsextrem. Auch unter Höckes Einfluss ist die AfD ist in den vergangenen Jahren stetig nach rechts gerückt. Er könnte nach den Wahlen im Herbst die stärkste Fraktion im Thüringer Landtag anführen und sogar Ministerpräsident werden.

Indra Ghosh möchte Höckes Aufstieg verhindern. Im Februar übergab er die Unterschriftenliste mit mehr als 1,6 Millionen Unterzeichnern an Politiker im Bundestag. Dass nun ausgerechnet ein Vertrauter des umstrittenen Thüringer Landeschefs eine große Bühne in seiner ehemaligen Schule erhalten soll, hält Indra Ghosh für ein Unding. Denn Krah vertritt das äußerst rechte Lager der AfD und unterhält enge Kontakte zu Höcke.

Schule als Ort für Wahlkampfveranstaltungen - geht das?

Nach Buxtehude kommt Krah als Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl, seine Partei hat die Veranstaltungshalle in der Halepaghenschule (HPS) für dessen Wahlkampfauftritt gebucht. In der Hansestadt ist dies seit 2019 möglich. „Ich bin mir sicher, dass mein ehemaliger Schulleiter an der HPS, Herr Uffrecht, sich mit allen Mitteln gegen die Ausrichtung dieser Veranstaltung an seiner Schule gewehrt hätte“, sagt Indra Ghosh.

Die Buxtehuderin Antje Ghosh mit ihrem Sohn Indra Ghosh, Initiator der Rekord-Petition gegen AfD-Rechtsaußen Björn Höcke.
Die Buxtehuderin Antje Ghosh mit ihrem Sohn Indra Ghosh, Initiator der Rekord-Petition gegen AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

In seinem Buch „Politik von rechts. Ein Manifest“ mache Krah Stimmung gegen den europäischen Gedanken und sei gegen legale Migration. „Der AfD-Landesverband Niedersachsen wiederum ist ein rechtsextremistischer Verdachtsfall. Eine derartig demokratiefeindliche Partei darf keine Veranstaltungen an Schulen abhalten“, meint Ghosh.

Der Physiker hat von 1979 bis 1992 in Buxtehude gelebt, 1986 sein Abitur an der Halepaghenschule gemacht und danach Physik in Hamburg und London studiert. Heute wohnt und arbeitet er im Rheinland. Sein Vater kam Anfang der 1960er Jahre aus Indien nach Deutschland.

AfD-Auftritt in Buxtehude: Große Gegendemo am kommenden Freitag erwartet

Auch seine Mutter Antje Ghosh – eine in Buxtehude bekannte Kämpferin gegen den Rechtsextremismus – findet, dass politische Veranstaltungen in Schulen nichts zu suchen haben: „Das muss sich ändern“, fordert die 86-Jährige. Sie hat ihren Sohn mit ihren Überzeugungen geprägt, wie Indra Ghosh dem Abendblatt sagt: „Meine Mutter ist eine überzeugte Demokratin und Antifaschistin. Sie hat als Kind den Wahnsinn des Nationalsozialismus und des ,totalen Kriegs‘ miterlebt und schon früh die mangelnde gesellschaftliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus in der Ära Adenauer kritisiert.“

Mehr zum Thema

Antje Ghosh war lange Zeit in der Flüchtlingshilfe sowie im Heimatverein Buxtehude aktiv. Außerdem engagiert sie sich bei den „Omas gegen Rechts“, die sich der AfD schon einige Male entgegengestellt haben.

Auch für den kommenden Freitag haben die „Omas gegen Rechts“ zu einer Kundgebung gegen die Veranstaltung der AfD in der Halepaghenschule aufgerufen. Sie findet am 12. April ab 17 Uhr an der Konopkastraße vor der Schule statt. Es wird mit mindestens 1500 Demonstranten gerechnet.

AfD-Mann Maximilian Krah: Hat er Geld aus Russland erhalten?

Die Demo wird von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis aus Parteien, Verbänden und Institutionen unterstützt. „Krahs Aussagen werden vom Verfassungsschutz als nationalistisch, islamfeindlich, fremdenfeindlich und verfassungsfeindlich eingestuft. Wir wolle diesem Politiker nicht erlauben, unsere Werte zu untergraben“, heißt es in dem Aufruf zur Gegendemo der „Omas gegen Rechts“.

Maximilian Krah ist Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl und Mitglied des Bundesvorstandes der Partei.
Maximilian Krah ist Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl und Mitglied des Bundesvorstandes der Partei. © DPA Images | Daniel Löb

AfD-Politiker Krah ist derzeit im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen den außenpolitischen Sprecher der AfD-Fraktion, Petr Bystron, in den Schlagzeilen. Dieser steht auf Platz zwei der AfD-Liste für die Europawahl im Juni und sieht sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert, die ihn – ebenso wie Krah – mit der russischen Propaganda-Plattform „Voice of Europe“ in Verbindung bringen. Es sollen Beweise vorliegen, dass zumindest Bystron Geld aus Russland erhalten habe. Auch Krah steht in diesem Verdacht. Beide AfD-Politiker bestreiten die Vorwürfe.

Maximilian Krah ist zudem in den Sozialen Netzwerken sehr aktiv. Er erreicht über „TikTok“ Hunderttausende, vor allem junge Nutzer mit seinen Videoclips, deren Inhalte sehr umstritten sind. „TikTok“ hat Ende März reagiert und angekündigt, Krahs Reichweite wegen Regelverstößen einzuschränken.