Drei Wochen Lokführer-Streik und immer noch keine Einigung in Sicht. Ferienende verschärft die Situation

Quickborn. Brechend volle Züge, lange Wartezeiten, genervte Pendler - und kein Ende der Misere in Sicht: Seit drei Wochen streiken 45 Lokführer der AKN. Manfred Quade aus Quickborn ist nicht der einzige Fahrgast, der die Nase gestrichen voll hat vom täglichen Nervenkrieg am Bahnsteig. Er startet jeden Tag in Quickborn-Süd, steigt in Eidelstedt auf die S-Bahn um. "Voll waren die wenigen Züge schon die ganze Streikzeit über. Aber heute früh habe ich beim Einsteigen nur noch mit Mühe einen Stehplatz gefunden.

Und wenn am Montag auch in Schleswig-Holstein die Schule wieder losgeht, wird es noch enger." Denn statt im Zehn-Minuten-Takt fahren die Züge selbst zu den Stoßzeiten nur einmal pro Stunde, statt sechs Bahnen also nur eine. Die sind zwar um zwei Waggons länger als sonst üblich, aber wirklich hilfreich sei das eben nicht, schimpft Manfred Quade.

Der Dauerregen am Morgen machte die Sache nicht besser. "Alle Leute dampften vor Nässe, man fiel fast um in der stickigen Luft", erzählt Quade. Fast noch schlimmer sei der tägliche Rückweg: "Wenn ich abends nicht rechtzeitig aus dem Büro komme und den Anschlusszug in Eidelstedt verpasse, muss ich dort eine Stunde auf die nächste AKN-Bahn warten."

"Wir finden das absolut unfair von den Lokführern, wir haben wenig Verständnis für den Streik", empört sich Geschäftsfrau Iris Stewens, die ebenso wie Mann und Tochter jeden Tag nach Hamburg muss. "Wir haben aus ökologischen Gründen extra das Zweitauto abgeschafft. Wenn dann Züge ausfallen oder so selten fahren, bringt das die gesamte Terminplanung durcheinander." Ihr Mann Patrick nickt: "Zumal man gar nicht weiß, was die Lokführer wollen. Wenn man auf die Internetseite der GdL klickt, ist das total verwirrend."

Für Lutz Schreiber, bei der Gewerkschaft der Lokführer (GdL) Vorsitzender des Bezirks Nord, sind die Ziele dagegen klar. Zum einen gehe es um ein einheitliches Mindestgehalt für alle Lokführer. "Zwischen 2381 Euro und 2841 Euro, gestaffelt nach Berufserfahrung. Da soll's hingehen", erläutert Schreiber. Die Bezüge bei der AKN lägen aber ohnehin über dieser Rahmenforderung. Die Entlohnung ist also nicht das Problem.

Verzwickter wird's bei der zweiten Forderung der Gewerkschaft, dem sogenannten Betreiberwechseltarifvertrag. Die GdL will erreichen, dass sämtliche AKN-Lokführer selbst dann zu den mit der AKN ausgehandelten Konditionen weiterbeschäftigt werden, wenn beispielsweise die Hamburger Hochbahn oder die S-Bahn Betreiber der Strecke werden sollten.

Für Nis Nissen, Abteilungsleiter Marketing und Vertrieb der AKN, eine unmöglich zu erfüllende Forderung: "Wir sehen in diesem Punkt ganz klar einen eindeutigen Rechtsverstoß. Wir können keinen Vertrag zugunsten oder zulasten Dritter in der Zukunft abschließen." Ähnlich verhalte sich die Sache mit der dritten GdL-Forderung, einer einheitlich geregelten Ausbildung. Ansprechpartner sei dabei der Gesetzgeber, der einen Rahmen setzen müsse, "nicht wir als einzelnes Unternehmen", sagt Nissen.

Die Lage scheint verfahren. Wie stehen die Kontrahenten zu einer Schlichtung? "Ja, das wird im Hause durchaus diskutiert", sagt der AKN-Mann. "Sobald die GdL von ihren nicht verhandelbaren Forderungen runtergeht, können wir reden."

Gewerkschaftsboss Schreiber schiebt den Schwarzen Peter postwendend an die AKN zurück: "Sobald die AKN Gesprächsbereitschaft zeigt, bin ich bereit, den Streik zu beenden. Aber da muss wirklich etwas kommen, und zwar schwarz auf weiß."

Es bleibt also völlig offen, wann die Züge wieder planmäßig fahren. Für die Pendler bedeutet das: Zähne zusammenbeißen, Nerven behalten und die täglich verlängerten Notfallfahrpläne auf der AKN-Website im Auge behalten.