Die Gewerkschaft dr Lehrer kritisiert das Konzept und die Kommunen. In Himmelpforten soll die neue Schulform jetzt angeschoben werden.

Himmelpforten/. Stade Jetzt ist es amtlich. Der Niedersächsische Landtag hat die Schulgesetzänderung beschlossen. Die Oberschule ist endgültig da. Die Kommunen im Landkreis Stade planen bereits eifrig. Heute Abend berät der Samtgemeinderat Himmelpforten abschließend über die Einrichtung einer Oberschule, ein gymnasialer Zweig bis Klasse 10 soll beantragt werden. Doch die Stimmen der Kritiker werden lauter.

Zu Beginn des kommenden Schuljahres können die Schulträger Haupt- und Realschulen zu einer Oberschule zusammenfassen. Wer eine Oberschule zum kommenden Schuljahr einrichten möchte, kann diese bis zum 31. Mai bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde beantragen. Die Samtgemeinde Himmelpforten möchte deshalb bereits heute tätig werden. "Wir wollen zum Beginn des kommenden Schuljahres eine Oberschule mit gymnasialem Angebot als teilgebundene Ganztagsschule", sagt Himmelpfortens Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke.

Elternbefragung in Himmelpforten soll nächste Woche abgeschlossen sein

Dieses Ziel haben Schulausschuss und Samtgemeindeausschuss in Himmelpforten bereits einstimmig beschlossen. Zurzeit läuft gerade eine Trendabfrage bei den Eltern, vor allem wird das Interesse an einem gymnasialen Angebot abgefragt. Die Elternbefragung werde nächste Woche abgeschlossen sein, sagt Falcke. Angedacht sei auch ein gemeinsamer Schulbezirk mit der Samtgemeinde Oldendorf für den gymnasialen Zweig. Dieser Vorschlag wurde im Oldendorfer Schulausschuss allerdings eher kritisch aufgenommen.

Weil sie nicht genügend Schüler zusammenbekommen würden, hätten sich die Oldendorfer von einem eigenen gymnasialen Zweig bereits verabschiedet, sagt Oldendorfs Samtgemeindebürgermeister Thomas Scharbatke. Eine Oberschule werde allerdings auch in Oldendorf angestrebt. Kreisweit denken die kommunalen Schulträger derzeit über die Einrichtung einer Oberschule nach und bereiten entsprechende Beschlüsse vor.

Dieser Eifer stößt auf heftige Kritik bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). "Die Kommunen rennen los und kaufen die Katze im Sack", sagt die GEW-Bezirksvorsitzende Annegret Sloot. Es sei falsch zu denken, alle Schulstandorte könnten so gesichert werden, so Sloot. Mit Blick auf die demografische Entwicklung könnten langfristig nicht alle Standorte gehalten werden. Insgesamt halte sie die Oberschule nicht für ein brauchbares Konzept im ländlichen Bereich. Besser wäre ihrer Meinung nach eine vernünftige Alternative wie zum Beispiel die Integrierte Gesamtschule (IGS).

Dass Oberschulen mit einem gymnasialen Zweig eine Perspektive hätten, bezweifelt die GEW-Bezirksvorsitzende ebenfalls. "Ich glaube nicht, dass die Eltern ihre Kinder dort anmelden werden, weil es lediglich ein angeklatschter Zweig ist", sagt Sloot. Zudem sei auch die Lehrerversorgung noch nicht geklärt. Laut Himmelpfortens Samtgemeindebürgermeister läge diese in der Verantwortung der Landesschulbehörde. Ein gymnasialer Zweig müsste jedoch so ausgestattet werden, dass die Schüler nach der zehnten Klasse ohne Probleme auf ein Gymnasium wechseln könnten, sagt Falcke.

Ähnlich sieht es der Stader Kreiselternrat (KER), der sich kürzlich für die Oberschule ausgesprochen hat. "Die Landesregierung hat die Musik bestellt und muss sie auch bezahlen", sagt der KER-Vorsitzende Uwe Weski. Das gelte für die Lehrerstunden ebenso wie für die Schülerbeförderung und eventuell erforderliche Umbaumaßnahmen. Solche würden auch in der Himmelpfortener Porta-Coeli-Schule erforderlich. Dort müssten zwei Unterrichtsräume in eine Mensa umgebaut werden. Dafür würden nach ersten Schätzungen zwischen 80 000 und 100 000 Euro fällig, damit dort zwischen 150 und 180 Kinder gleichzeitig Platz fänden.

Eltern kritisieren vorgeschriebene Fünfzügigkeit für die IGS

An Standorten, an denen eine Mensa komplett neu gebaut werden müsste, würde es noch teurer werden. Zwar haben sich die Elternvertreter im Kreis für Oberschulen ausgesprochen, einen großen Kritikpunkt haben sie jedoch: Eine IGS kann auch künftig nur mit fünf Klassen pro Jahrgangsstufe, Oberschulen jedoch bereits mit zwei beziehungsweise drei Klassen eingerichtet werden. "Hier wird mit zweierlei Maß gemessen", sagt Weski.

An der gesetzlich geforderten Fünfzügigkeit ist auch der Wunsch der Fredenbecker nach einer IGS bislang gescheitert. Dort soll nun eine Oberschule mit gymnasialen Zweig eingerichtet werden, an der von Beginn an stark integrativ gearbeitet wird.

Dennoch bleibt in Fredenbeck der Wunsch nach einer IGS. "Ich persönlich hoffe auf einen Regierungswechsel und dass die integrative Oberschule dann als vierzügige IGS weitergefahren werden kann", sagt Wolfgang Weh. Er sitzt für die Grünen im Kreistag und im Fredenbecker Samtgemeinderat. Zudem unterrichtet er an der Fredenbecker Geestlandschule und hat sich in der Vergangenheit stark für eine IGS eingesetzt. "Für mich war, ist und bleibt die Oberschule eine Kampfansage an die IGS", sagt der Grünen-Politiker.