Berater von außen helfen LBK-Kliniken, Schwachstellen und Risiken bei der Behandlung zu beseitigen.

Hamburg. Mit einer gezielten Suche nach Schwachstellen will der LBK Hamburg in seinen sieben Kliniken alle möglichen Ursachen für ärztliche Kunstfehler ausschalten - von der Fehldiagnose bis zum falsch operierten Körperteil. Das AK Wandsbek ist bundesweit das erste Krankenhaus, in dem sämtliche Stationen von extra geschulten Risikoberatern einer externen Firma begutachtet wurden. In den anderen LBK-Kliniken waren es jeweils einzelne Abteilungen.

Das Ergebnis der Fehlersuche: Jetzt werden Körperteile, die operiert werden sollen, vor dem Eingriff zum Teil farblich markiert, um jede Verwechslung auszuschließen. "Einen solchen größten anzunehmenden Unfall hat es bei uns aber noch nicht gegeben", sagte Chirurgie-Professor Dr. Jochen Kußmann dem Hamburger Abendblatt.

Um Risiken zu verringern, gibt es weitere neue Regelungen. So werden alle Patientendaten nur noch in einer Akte festgehalten, damit bei der Morgenvisite Notizen der Nachtschwester nicht übersehen werden. Denn als Schwachpunkt gilt häufig eine mangelnde Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegekräften. Eine Befragung durch die Risikoberater ergab, dass die Beteiligten nur selten von den Ergebnissen überrascht waren. "Es handelt sich um Sachverhalte, die zwar allen bewusst sind, aber nun strukturiert angegangen werden", heißt es in einer LBK-Stellungnahme. Eine andere Folge der Suche nach Fehlerquellen: Vor der Verabreichung von Antibiotika werden grundsätzlich die Allergiepässe der Patienten noch einmal überprüft.

Der LBK, Hamburgs größter Klinikbetrieb, will mit der Offensive in Sachen Sicherheit auch finanzielle Folgen eindämmen. Denn Zahlungen nach Kunstfehlern werden über den Internen Versicherungsfonds (IVF) selbst reguliert. "Wir wollen den Schaden nicht nur vergüten, sondern verhüten", sagt IVF-Geschäftsführerin Dr. Cornelia Süfke. Die LBK-Mitarbeiter hätten "mit sehr hohem Engagement und unter selbst auferlegtem Zeitdruck an der Umsetzung der Empfehlungen der Risikoberater gearbeitet", so der LBK.

Bundesweit kommt es im Jahr zu 40 000 Forderungen wegen medizinischer Kunstfehler. Davon werden 12 000 Fälle durch Entschädigungen reguliert. Das betrifft etwa eine von 1000 Krankenhausbehandlungen. In den LBK-Kliniken liege der Anteil der Fehlbehandlungen nur bei einem Drittel dieses deutschlandweiten Wertes, so Süfke. Auch Hamburgs freigemeinnützige Krankenhäuser und das UKE setzen auf regelmäßige Qualitätskontrollen. Allerdings übernehmen hier interne Prüfer die Befragungen. Das UKE hat eine Stabsstelle Qualitätssicherung mit fünf Mitarbeitern.

Fast 40 Prozent aller Mängelvorwürfe richten sich gegen Chirurgen, 15 Prozent gegen Orthopäden. Ein Fehler liegt vor, wenn eine Behandlung ohne nachvollziehbare Begründung vom Stand des Wissens abweicht und dem Patienten ein Schaden entsteht.