Drei von vier Menschen, die älter als 50 Jahre sind, haben Probleme mit Gelenken. Was tun? Antwort gaben Experten im Neubau der Endo-Klinik.

Meist werden künstliche Knie- oder Hüftgelenke eingesetzt, weil die Arthrose, also der Gelenkverschleiß, so weit fortgeschritten ist, dass dieses die einzige Möglichkeit für ein schmerzfreies Leben ist. "Denn Knorpel heilt, im Unterschied zum Knochen, nicht. Dabei gibt es keinen idealen Zeitpunkt für die Operation, und wir geben auch keinen vor", betonte Dr. Thorsten Gehrke, Medizinischer Direktor der Endo-Klinik. Eine Altersgrenze für diese Eingriffe gibt es nicht. Der Patient muss nur so rüstig sein, um eine Narkose zu vertragen und sich aktiv um seine Genesung zu bemühen. "Bei uns beginnt die Reha mit dem Tag der Operation. Wir beginnen mit Übungen", so Jenny Trampler, Leiterin der Physiotherapie. Die Operationen dauern beim Knie ein bis eineinhalb Stunden, bei der Hüfte 30 Minuten bis eineinhalb Stunden.

Wirbelsäulen-Operationen "Heute operieren wir meist Verengungen des Wirbelkanals, also Stenosen. Sie behindern vor allem ältere Menschen in ihren Aktivitäten. Stenosen müssen operiert werden, wenn die Gefahr besteht, dass das Rückenmark gequetscht wird und es zu einer Lähmung kommt", so Dr. Christoph Goetz, Chefarzt der Neurochirurgie. Früher seien oft Bandscheibenvorfälle operativ korrigiert worden. "Um diese zu behandeln, gibt es inzwischen alternative Methoden. Erst wenn diese nach zwei bis drei Monaten keinen Erfolg zeigen, kann eine Operation angeraten sein." Dieser Eingriff ist meist in 25 Minuten beendet. "Wenn der Bereich versteift werden muss, dauert die OP eher zwei Stunden, und wenn wir Implantate für Wirbelkörpergelenke einsetzen, brauchen wir in der Regel eineinhalb Stunden."

Haltbarkeit der Gelenke "Die künstlichen Kniegelenke sind inzwischen so weit entwickelt, dass 93 Prozent der Patienten auch nach 15 Jahren noch das erste Kunstgelenk haben", sagte Dr. Wolfgang Klauser, Chefarzt der Orthopädie. Künstliche Hüften halten bis zu 20 Jahre. Allerdings hängt die "Standzeit" der Kunstgelenke auch davon ab, was die Patienten ihnen zumuten. Patienten, die einen Sport treiben, der die Gelenke extrem belastet, nutzen sie schneller ab. Auch extremes Übergewicht fordert die Prothesen stark.

Was wird eingesetzt? "Beim Hüftgelenk ersetzen wir die Hüftpfanne meist durch eine Pfanne aus einem speziell gehärteten Kunststoff und den Kopf des Oberschenkelknochens durch einen Keramikkopf. Diese Kombination ist im Vergleich zu anderen Möglichkeiten nach unseren Erfahrungen ideal", erläuterte Dr. Gehrke. Kniegelenke können teilweise oder vollständig ersetzt werden. "Teilweiser Gelenkersatz erfolgt durch eine sogenannte Schlittenprothese. Sie besteht aus einer speziellen Metalllegierung, die dem Oberschenkelknochen aufgesetzt wird, und einem speziellen Kunststoff. Der wird auf dem Schienbeinkopf befestigt", sagte Dr. Klauser. Beim kompletten Gelenkersatz werden alle Gelenkstrukturen, manchmal auch die Rückfläche der Kniescheibe, erneuert. "Patienten, die eine Allergie haben, testen wir. Besteht auch nur der kleinste Zweifel, das sie die genannten Materialien nicht vertragen, greifen wir auf Titan-Modelle zurück", unterstrich Dr. Klauser. Wer mehrere Gelenke braucht, sollte zwischen den Eingriffen vier bis sechs Monate verstreichen lassen.

Komplikationen In seltenen Fällen verlaufe die Wundheilung nicht optimal, treten Taubheitsgefühle oder ein Bluterguss im Kunstgelenk auf. Es kann auch zu einer Infektion kommen. "Bestimmte Bakterien lieben Fremdkörper wie Prothesen, ob das Herzklappen, Katheter oder Kunstgelenke sind", sagte Dr. Gehrke. Diese Erreger können mit Antibiotika nicht bekämpft werden. Denn sie bilden einen Biofilm, der sie schützt. "Das Gelenk muss ausgetauscht werden. Dafür haben wir ein Verfahren entwickelt, das für die Patienten besonders schonend ist. Wir entnehmen die Prothese, beseitigen die Infektion und setzen sofort eine neue Prothese ein. Sie ist mit Antibiotika ausgerüstet, sodass eventuell noch verbleibende Bakterien keine Überlebenschance haben."

Kann man vorbeugen? "Wer Arthose hat, sollte Krankengymnastik machen, eventuell Akupunktur oder auch manuelle Therapie", riet Jenny Trampler. Viele Patienten milderten den Verlauf der Krankheit mit konservativen Methoden erfolgreich ab. Wichtig sei auch, Übergewicht möglichst zu vermeiden, sich gesund zu ernähren und so zu bewegen, dass alle Muskelgruppen gefordert werden. "Für den Rücken gilt: Lieber ein Sport, der nicht so optimal für die Wirbelsäule ist, als gar keiner", ergänzte Dr. Goetz. Bewegung rege den Stoffwechsel an, und das sei gut für die Bandscheiben.


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