Schonende Alternative: Manchmal reicht es, nur den Teil zu entfernen, der die Atemwege einengt.

Mama, mir tut der Hals weh" - Halsschmerzen sind bei Kindern keine Seltenheit und meist schnell wieder vergessen. "Doch wenn ein Kind immer wieder unter starken Halsschmerzen leidet, sollte es von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt untersucht werden. Denn möglicherweise steckt eine Entzündung der Mandeln dahinter", empfiehlt Dr. Hannes Kutta, Oberarzt in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE).

Mandelentzündungen sind eine häufige Erkrankung bei Kindern und werden in der Regel durch bestimmte Bakterien, die Streptokokken, hervorgerufen. Betroffen davon sind die sogenannten Gaumenmandeln, die links und rechts im hinteren Bereich der Mundhöhle liegen.

"Eine akute Mandelentzündung wird zunächst mit Antibiotika - in der Regel Penicillin - behandelt, die das Kind für sieben bis zehn Tage schlucken muss. Außerdem erhält es bei Bedarf noch Schmerzmittel", sagt Kutta.

Kommt es immer wieder zu solchen Entzündungen, möglicherweise wird auch ein kleiner Eingriff nötig. "Eine operative Entfernung der Mandeln ist dann erforderlich, wenn diese Erkrankung drei- bis viermal im Jahr auftritt oder wenn sich als Folge einer sehr schweren eitrigen Entzündung hinter einer Mandel ein Abszess gebildet hat", sagt Kutta.

Dieser operative Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt und dauert im Durchschnitt 20 Minuten. Dabei wird die Mandel aus ihrem Bett herausgelöst und anschließend das Blut sorgfältig gestillt.

Diese Operation wird nicht ambulant, sondern immer stationär vorgenommen. "Denn die Mandel ist ein gut durchblutetes Organ und das Risiko, dass es zu einer Nachblutung kommt, liegt zwischen drei und zehn Prozent. Eine solche Blutung muss, wenn sie auftritt, möglichst schnell behandelt werden", sagt Kutta. Deswegen bleiben die Kinder bei diesem Eingriff für vier bis fünf Tage in der Klinik. Die Operationswunde wird regelmäßig kontrolliert und die kleinen Patienten erhalten außerdem Schmerzmittel.

Eine schonende Alternative zu dieser Operation gibt es bei der Behandlung von Wucherungen des Gewebes, durch die die Mandeln so groß werden, dass sie die Atemwege einengen, sodass das Kind nachts schnarcht und Atemaussetzer auftreten. "In diesem Fall muss man die Mandeln nicht unbedingt entfernen, sondern kann sie auch kappen. Das heißt, es wird nur der Teil entfernt, der die Atemwege einengt", erklärt der HNO-Arzt. Diese Operation wird heute sehr viel häufiger durchgeführt als früher, auch weil sie komplikationsärmer und mit weniger Schmerzen verbunden ist als eine komplette Entfernung der Mandeln.

Sie ist aber nur dann möglich, wenn das Kind nicht gleichzeitig unter immer wiederkehrenden Mandelentzündungen leidet. Diese sogenannte Tonsillotomie wird in der Regel bis zum achten Lebensjahr durchgeführt. Bei der kompletten Entfernung der Mandeln (Tonsillektomie) sind die Ärzte heute zurückhaltender als früher. "Weil die Mandeln bei kleinen Kindern noch mitverantwortlich sind für die Reifung des Immunsystems, wird diese Operation vor dem vierten Lebensjahr nur dann durchgeführt, wenn sie unbedingt nötig ist", sagt Kutta. Doch auch dann kann der Körper diesen Verlust durch weiteres lymphatisches Gewebe im Mund-Rachenraum ausgleichen, das in den Nasen-Rachenmandeln, den Zungengrundmandeln und den Seitensträngen enthalten ist.

Nach einer Mandeloperation ist also nicht zu befürchten, dass die Kinder häufiger an Infektionen der Atemwege erkranken.