Zahlreiche abenteuerliche Geschichten ranken sich um die Entstehung von künstlichen Gesichtsteilen, den so genannten Epithesen. So gibt es Berichte, wonach die Ägypter schon zur Zeit der Pharaonen künstliche Ohren aus Wachs herstellten. Auch im alten China soll es nach überlieferten Berichten bereits künstliche Gesichtsteile aus Wachs, Ton oder Holz gegeben haben. Die ersten Bilder von Epithesen stammen allerdings erst aus dem 16. Jahrhundert. So zeigt das Portrait des dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546-1601), der bei einem Duell einen Teil seines Nasenrückens verlor, eine kleine metallene Nasenplatte. Anfang des 16. Jahrhunderts wurden auch die ersten künstlichen Nasen hergestellt, die mit Fäden um den Kopf gebunden wurden. Für reiche Patienten wurden diese Modelle aus Gold und Silber hergestellt, für die ärmeren aus Pappmache. Die moderne Epithesentechnik begann Ende des 18. Jahrhunderts, als der Pariser Zahnarzt Nicolas Dubois de Chemant (1753-1824) die ersten Zahnprothesen aus Porzellanmasse formte. Aus diesem Material ließen sich auch anpassbare Gesichtsepithesen formen und so fertigte Chemant nicht nur Zähne, sondern auch Kinn- und Nasen-Epithesen an. Im Laufe der Zeit wurde immer biegsameres Material für die Herstellung der künstlichen Gesichtsteile verwendet, zunächst Kautschuk, 1869 das leicht formbare Zelluloid und 1913 Gelatine. Nach dem 2. Weltkrieg wurden dann die heute üblichen Kunststoffe für die Herstellung der Epithesen verwendet, die auf Grund ihrer guten Eignung alle bis dahin verwendeten Materialien verdrängten. Diese Epithesen können heute mit Magneten sicher verankert werden. (cw)