1830 gründete der Bauernsohn Joseph Smith die Mormonen-Kirche. Seine Anhänger glauben bis heute, dass Smith ein Prophet sei. Für Protestanten und Katholiken ist das nicht akzeptabel. Die geweihten Mormonentempel bleiben Nicht-Mormonen verschlossen. Heute wird den Mormonen weniger Polygamie, Rassismus und Sexismus vorgehalten als vielmehr ihr hartnäckiges Werben um neue Mitglieder und den Einfluss ihrer Kirche auf das Leben der Gläubigen. Vor allem in Lateinamerika verzeichnet die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" das größte Wachstum.

Was den Katholiken der Vatikan ist, ist den Mormonen ihr Tabernakel in Salt Lake City - der alte Versammlungssaal aus dem Jahre 1869, das Zentrum des Mormonentums. Hier tagt die Führungsriege der Kirche: die zwölf Apostel und das aus ihrer Mitte gewählte Oberhaupt. Im Augenblick ist es der 80-jährige Thomas Spencer Monson, der seinen kürzlich verstorbenen Vorgänger, den 97-jährigen US-Amerikaner Gordon Hinckley, abgelöst hat. Spötter sagen, selbst im kommunistischen Kreml sei die politische Führung seinerzeit im Durchschnitt jünger gewesen. Die Apostel halten sich im biblischen Sinne für Propheten. Theologische Entscheidungen für die weltweit 13 Millionen Mitglieder können die zwölf Apostel nur im Kollektiv treffen. Dazu gehört auch, gelegentlich Mormonen zu exkommunizieren, die leben wollen wie zur Gründerzeit - abgeschieden von der Außenwelt, die Männer mit mehreren Ehefrauen und vielen Kindern.