Hamburg. Zwar ist die Zeit der hellen Nächte im Mai angebrochen, aber wir können mindestens einen auffälligen Planeten beobachten.

Die schlechte Nachricht zuerst: In diesem Monat können wir keinen sternenübersäten Nachthimmel genießen, denn die Zeit der hellen Nächte ist angebrochen. Im Norden leuchtet bis tief in die Nacht der Dämmerschein. Während es im Süden Deutschlands bereits dunkle Nacht geworden ist, taucht bei uns die Sonne nicht tief genug unter den Nordhorizont, daher hält in Norddeutschland von Mitte Mai bis Anfang August die „astronomische Dämmerung“ die ganze Nacht an. Nur die hellsten Gestirne können sich durchsetzen, und erst gegen ein Uhr morgens ist es dunkel genug, um auch einige lichtschwächere Sterne zu sehen.

Doch nun die gute Nachricht: Wir werden dafür entschädigt, denn stets haben wir in den kommenden Mainächten mindestens einen auffälligen Planeten am Himmel, meistens sogar zwei!

Venus als erster Fixstern

So umrahmen zwei helle Planeten den Abendhimmel. Da ist zunächst Venus. Als strahlend heller Lichtpunkt schält sie sich bereits kurz nach Sonnenuntergang über dem Westhorizont aus der hellen Dämmerung – lange bevor sich die ersten Fixsterne über uns zeigen. Zu Monatsbeginn wandert Venus im Sternbild Stier. Am 19. Mai passiert sie den Sommerpunkt und wechselt in das Sternbild Zwillinge. Kurz darauf, am 21./22.Mai, erzielt Venus ihre größte Nordbreite. Danach verbessern sich die Sichtbedingungen für den Abendstern kaum mehr, denn sie beginnt ihren Abstieg vom Gipfel des Tierkreises – während gleichzeitig die Sonne immer länger am Himmel steht. Trotz wachsendem Winkelabstand zur Sonne kann Venus daher ihre Abendsichtbarkeit nicht weiter ausbauen.

Besonders geschmückt ist der Abendhimmel am 17. Mai

Sobald nach 22 Uhr der Himmel rund um die helle Venus etwas dunkler geworden ist, erkennen wir rechts über ihr den allerdings viel schwächer leuchtenden Stern Capella im Fuhrmann. Fast auf gleicher Höhe tauchen schließlich links über Venus noch die beiden Zwillingssterne Kastor und Pollux auf. Gut kann man mit ihrer Hilfe den Lauf der Venus verfolgen. Bis Ende Mai rückt Venus immer näher an die beiden Sterne heran. Besonders geschmückt ist der Abendhimmel am 17. Mai, neben dem Abendstern leuchtet dann die schmale Sichel des zunehmenden Mondes.

Allerdings ist Jupiter der eigentliche Star der Mainächte. Er leuchtet ab 22 Uhr am gegenüberliegenden Horizont im Südosten und löst Venus ab. Während Venus bald untergeht, wird Jupiter zunehmend deutlicher, da er höher steigt. Der Riesenplanet erreicht am 9. Mai im Sternbild Waage seine Oppositionsstellung zur Sonne und damit seine beste Sichtbarkeit des Jahres. Um kurz nach ein Uhr passiert er im Süden die Himmelsmitte. Die ganze Nacht hindurch leuchtet er besonders hell, denn unsere Erde überholt ihn gerade und ist ihm näher als sonst. Dennoch trennen uns 658 Millionen Kilometer von dem Riesenplaneten. Sein Licht wie auch die Funksignale der ihn derzeit umkreisenden Nasa-Raumsonde Juno benötigen fast 37 Minuten zu uns.

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Gegen Mitternacht, wenn Venus im Horizontdunst verschwindet und untergeht, regiert König Jupiter den Himmel – er überstrahlt alle Sterne am Nachthimmel.

Vom 17. bis 27. Mai wandert der zunehmende Mond von Venus in den Zwillingen weiter zu Jupiter in der Waage. Zwischen den beiden hellsten Planeten erreicht unser treuer Begleiter in der Nacht vom 21. auf 22. Mai im Löwen die Halbmondstellung. Dabei zieht er knapp an Regulus vorbei. Das auffällige Sternentrapez des Löwen ist um Mitternacht noch hoch im Südwesten zu sehen. Am 27. Mai hat der rundliche Mond dann Jupiter erreicht und zieht als fast voller Mond nördlich an ihm vorbei. Der Vollmond am 29. Mai ereignet sich weiter östlich davon, im Sternbild Schlangenträger, zwischen den Tierkreissternbildern Skorpion und Schütze. Es ist dies eine besonders schöne Vollmondnacht, denn das Mondgesicht wird von zwei Planeten flankiert: Saturn zur Linken und Jupiter zur Rechten.

Riesenplaneten bekommen Gesellschaft

Die beiden Planeten sind die Gasgiganten des Sonnensystems – Saturn fast zehnmal und Jupiter rund zwölfmal so groß wie unsere Erde. Der schwächere Saturn leuchtet als gelblicher Lichtpunkt im Schützen und geht erst gegen Mitternacht auf. Die beiden Riesenplaneten sind die ganze zweite Nachthälfte am Himmel – und sie bekommen noch Gesellschaft: Gegen drei Uhr morgens taucht links von Saturn der rötliche Planet Mars auf. Mars steuert vom Schützen in das Sternbild Steinbock und übertrifft bereits den Saturn an Helligkeit. In den Morgenstunden leuchten auch die drei Sterne Wega, Deneb und Atair als Sommerdreieck. Westlich davon das ausgedehnte Sternbild Herkules, das dem Bärenhüter mit dem rötlichen Arktur und dem Großen Bären folgt. Zwischen Arktur und der bläulich-weißen Wega stoßen wir auf den Sternenbogen der Nördlichen Krone.

Gegen Mitternacht stehen auch die sieben hellsten Sterne des Großen Wagens hoch über unseren Köpfen. Die Verlängerung des Bogens der Wagendeichsel ist ein guter Wegweiser, der uns zu Arktur im Bärenhüter und zu Spica führt. Dieser bläuliche Hauptstern des Tierkreissternbildes Jungfrau funkelt westlich von Jupiter.

Bis Mars, Saturn und Jupiter den Südhorizont erobern, verlagern sich diese Sterne in die westliche Himmelshälfte und verblassen schließlich im Licht des neuen Tages.

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