Entflohene Fremdlinge könnten heimische Tierarten verdrängen, so die Organisation Endcap. Auch Brüssel erarbeitet Strategien.

Brüssel. Etwa 4000 europäische Bürger und Organisationen haben sich in einer Internetumfrage dafür ausgesprochen, den Handel mit exotischen Heimtieren zu beschränken. Das meldet die Organisation Endcap, ein Zusammenschluss von Tier- und Artenschutzorganisationen gegen den Exotenhandel. Ihr zufolge besteht die Gefahr, dass ausgesetzte und entflohene Fremdlinge sich massenhaft vermehren und heimische Arten verdrängen und sonstige Schäden anrichten.

80 Wirbeltiere aus fernen Ländern hätten sich bereits durch den Heimtierhandel in Europa angesiedelt, heißt es in einer Studie, die Endcap gestern dem Europäischen Parlament in Brüssel vorstellte. Anlass ist eine Fachkonferenz zum Thema, die heute und morgen in Brüssel tagt.

Der Endcap-Studie zufolge wendet die EU jährlich rund 12,5 Milliarden Euro auf, um Schäden durch sogenannte invasive Tier- oder Pflanzenarten zu beheben und die Invasoren zu bekämpfen. Zwar seien für den Großteil der Milliardenschäden eingewanderte Arten verantwortlich, doch auch ausgesetzte oder entflohene Exoten seien eine ernst zu nehmende Gefahr. So könnten beispielsweise die weit verbreiteten Schmuckschildkröten in einigen EU-Ländern heimische Schildkröten verdrängen. Im spanischen Ebro-Delta fällt die Insel-Apfelschnecke, die in Aquarien gehalten wird, über Reisfelder her - sie gelangte über die Abwässer eines Großhändlers ins Freie.

Derzeit werde in Brüssel eine Strategie zum Umgang mit invasiven Arten erarbeitet, die wohl auch Empfehlungen zum Handel mit exotischen Arten enthalten werde, heißt es aus dem Bundesamt für Naturschutz.