Im September ist Herbstanfang und die Nächte werden wieder länger als die Tage. Dafür gibt es gute Bedingungen für die abendliche Sternenschau

Hamburg. Die heißesten Tage des Jahres liegen hinter uns, und die Nacht bricht nun immer früher herein. Am 22. September herrscht "Tag- und Nachtgleiche": Die Sonne kreuzt um 16.49 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit die Äquatorebene unserer Erde südwärts. Auf der Nordhalbkugel beginnt damit der Herbst, auf der Südhalbkugel der Frühling. Die Nächte sind nun länger als die Tage - und wir haben gute Startbedingungen für unsere abendliche Sternenschau.

Zu Monatsbeginn ist der Mond noch kugelrund und steht die ganze Nacht am Himmel. Bis in die zweite September-Woche tritt er weiter am Beginn der Nacht auf. Selbst der abnehmende Halbmond am 8. September geht noch vor Mitternacht auf. Erst danach verabschiedet sich unser Erdtrabant in die zweite Nachthälfte. Am 16. September ist Neumond und am 30. September Vollmond.

Anfang September haben wir selbst bei hellem Mondschein die allerbesten Chancen, die drei hellsten Sterne am nördlichen Sternenhimmel simultan zu sehen. Da ist zunächst Arktur, die "Nummer eins am Nordhimmel" - er fällt uns bei Einbruch der Dunkelheit halbhoch im Westen sofort auf. Dieser Stern ist eine rote Riesensonne in knapp 37 Lichtjahren Distanz. Nahezu senkrecht über unseren Köpfen funkelt zur selben Stunde der zweithellste Stern am nördlichen Sternhimmel: die Wega im Sternbild Leier und hellster Stern im markanten "Sommerdreieck". Wega ist nur 25 Lichtjahre entfernt. Senken wir schließlich unseren Blick und diesmal hin zum Nordosthorizont, so grüßt uns dort das Funkeln der Capella im Sternbild Fuhrmann. Sie ist die "Nummer drei" des Nordhimmels. Mit 42 Lichtjahren ist auch sie ein "Nachbar" unsers Tagesgestirns Sonne.

Bis Mitternacht sind dieser drei "Superstars" des Nordens gleichzeitig am Himmel, dann verabschiedet sich Arktur am Westhorizont, während Capella im Osten immer höher steigt. Übrigens: Der hellste Fixstern des ganzen Himmels, der zum südlichen Sternenhimmel gehörende Sirius, taucht erst in den frühen Morgenstunden im Südosten auf.

+++ Zum Podcast: Der Sternenhimmel über Deutschland im September +++

Während das viel berühmtere "Kreuz des Südens" in unseren Breiten nie zu sehen ist, kann man seinen viel größeren "Bruder", das "Kreuz des Nordens", jetzt bei uns besonders schön erkennen. Deneb, der nordöstliche Stern des Sommerdreiecks, markiert den Gipfelpunkt dieses großen Sternenkreuzes. Anders als das "Kreuz des Südens" ist das "Kreuz des Nordens" allerdings kein offizielles Sternbild, sondern es markiert nur die hellsten Sterne des noch größeren Sternbildes Schwan. Den Fußpunkt des Kreuzes und Kopf des Schwans bildet Albireo (Beta Cygni), ein bei Sternfreunden besonders beliebter, 400 Lichtjahre entfernter Doppelstern. Bekannt ist er wegen seines starken Farbkontrastes. Durch ein Fernrohr betrachtet sieht man zwei Komponenten: die hellere zeigt eine goldgelbe, die schwächere eine blaue Farbe.

Im Norden strebt der Große Wagen nun abends auf seine tiefste Stellung zu. Die Rückwand des Wagenkastens weist uns - knapp fünfmal verlängert - zum Polar- bzw. Nordstern, der unverrückbar die ganze Nacht über der Nordrichtung steht. Dorthin, in etwa 53 Grad Höhe, weist die Drehachse der Erde.

Am Südhorizont ist das Tierkreissternbild Steinbock zu erkennen. Der Steinbock wurde ursprünglich als "Ziegenfisch" gezeichnet - halb Fisch, halb Fleisch, denn er markierte als Kalenderzeichen den Beginn der Regenzeit. So ist er umringt von Sternbildern, die dem wässrigen Element zuzuordnen sind - der ganze Südosten wird von einer Art himmlischen Aquarium ausgefüllt. Links neben Atair, über dem Steinbock, die auffällige, jedoch kleine Figur des Delfins und weiter östlich am Horizont die beiden ausgedehnten, aber aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Wassermann und Fische.

Wie eine überdimensionale Vorfahrtstafel steht halbhoch im Osten ein großes Sternenquadrat. Es ist das "Herbstviereck" und Teil des Sternbildes Pegasus. Der Sage nach stellt es ein geflügeltes Pferd dar, das die Dichter zu ihren Gedankenflügen führt.

Vergeblich halten wir abends Ausschau nach hellen Planeten. Mit bloßem Auge ist keiner zu sehen. Mars und Saturn sind vom Abendhimmel verschwunden. Sie stehen von unserer Erde aus gesehen zu nahe an der Blickrichtung zur Sonne und gehen deshalb schon in der Abenddämmerung unter. Auch der sonnennahe Merkur versteckt sich in diesem Monat im Lichtreich der Sonne. Bis gegen Mitternacht müssen wir uns gedulden, dann steigt am Osthorizont ein Lichtpunkt herauf, der heller als alle Sterne leuchtet und sich durch sein ruhiges Licht von den Sternen abhebt. Es ist der Planet Jupiter, der sich in den kommenden Wochen zum "Superstar" des Herbstes entwickeln wird. Anfang September taucht Jupiter gegen 23.30 Uhr und zum Monatsende schon gegen 21.30 Uhr auf. Der helle Planet wandert im Sternbild Stier, nahe dem rötlichen Hauptstern Aldebaran. Am 7. September steht der abnehmende Mond rechts von Jupiter und über der Sterngruppe der Hyaden mit Aldebaran. In der Nacht vom 8. auf den 9. September dann links unterhalb von Jupiter. Ein hübsches Gespann!

Frühaufsteher aufgepasst: So richtig schön wird dieser Anblick erst zwischen 3 und 5 Uhr morgens, denn dann hat auch noch der Planet Venus als strahlend heller "Morgenstern" die Himmelsbühne betreten. Am Morgen des 10. September ist dann die abnehmende Mondsichel genau zwischen Venus und Jupiter platziert und steht zwei Tage später, in den Morgenstunden des 12. Septembers, neben dem "Morgenstern". Ein herrlicher Anblick bis weit in die Morgendämmerung hinein.

Diese Monatssternkarte ist auch erhältlich im Planetarium Hamburg oder kann online mit einem Sternen-Podcast heruntergeladen werden: www.abendblatt.de/sterne