Der Fund unter der Wüste soll Trinkwasser für 400 Jahre liefern, doch laut Experten werde die indigene Bevölkerung kaum Auswirkungen spüren.

Göttingen. Ein riesiges Wasserreservoir wurde unter der Wüste im Norden Namibias entdeckt. Doch der spektakuläre Fund wird sich nach Einschätzung der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) nicht notwendig positiv auf die indigene Bevölkerung auswirken. Wasser sei ein Rohstoff wie jeder andere, sagte Afrika-Referent Ulrich Delius: „Wo Rohstoffe sind, zählt nur der Profit der abbauenden Unternehmen und der mit ihnen verbundenen Politiker und Regierungen, nicht jedoch die Interessen der traditionellen Bewohner des Landes“.

Zu Wochenbeginn hatte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die Entdeckung eines riesigen Wasserreservoirs an der Grenze zu Angola verkündet. Laut Projektleiter Martin Quinger könnte damit die Bevölkerung im Norden des Wüstenlandes 400 Jahre lang mit Trinkwasser versorgt werden.

+++Wasserreservoir unter Namibias Wüste entdeckt+++

Entdeckt worden war das Grundwasser nach geophysikalischen Messungen und Probebohrungen, die ein Team aus Mitarbeitern der BGR und des namibischen Landwirtschaftsministeriums durchgeführt hatten. Weitere Untersuchungen für genauere Analysen sollen nun folgen, so die Behörde in einer Pressemitteilung.

Auch in den Nachbarländern Botsuana und Südafrika wurde der Wasserfund mit Begeisterung aufgenommen. „Die Entdeckung ist nicht bloßes Glück gewesen; die namibische Regierung hat in sie investiert“, lobt etwa die in Botsuana erscheinende Wochenzeitung „The Monitor“ in ihrer aktuellen Ausgabe.

Nach Einschätzung von Delius könne sich die Neuentdeckung dennoch negativ auswirken: „Für fast alle indigenen Völker, unter deren Land Rohstoffe gefunden wurden, wurden diese zum Fluch und nicht zum Segen.“ So werde es auch mit dem jüngsten Wasserfund sein. Von dem Wasser werde nicht das Volk der Himba profitieren, das in der Region beheimatet ist, so Delius.

Der ethnischen Gruppe der Himba gehören rund 10.000 Menschen an, die auch heute noch überwiegend als Rindernomaden leben. Seit mehr als 20 Jahren sehen sie ihren Lebensraum durch geplante Staudammprojekte am Kunene-Grenzfluss zu Angola bedroht. „Staudämme brauchen Infrastruktur, und es sind diese Baumaßnahmen, die die traditionelle Kultur und Lebensweise der Himba-Nomaden drohen zu zerstören“, so Delius.

Auch wenn der Wasserfund das Staudammprojekt nun möglicherweise stoppen könnte, profitierten nach Einschätzung der GfbV vor allem Ackerbauern. Diese könnten schon jetzt im Auftrag ausländischer Investoren arbeiten. Es sei nicht wahrscheinlich, dass der Norden Namibias diesem Sog entgehe. Schon heute bauten indische Firmen dort Bewässerungsanlagen für Felder. Und selbst wenn es nicht zu einem Landraub komme, so das Fazit von Delius, werde der namibische Staat über die Nutzung des Wasserfundes bestimmen wollen.