Ein in Hamburg bisher einzigartiges Gerät kann Tumoren innerhalb kurzer Zeit durch Strahlen zerstören. Genauigkeit von unter einem Milimeter.

Hamburg. Für Krebspatienten steht ab sofort in Hamburg eine neue Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung: Am Strahlenzentrum Hamburg in Langenhorn wurde jetzt das sogenannte Cyberknife vorgestellt, das Tumoren mit einer "virtuellen Klinge" mit einer Genauigkeit von unter einem Millimeter zerstören soll. Das Geheimnis dieses neuen Geräts, das in Hamburg bisher einzigartig ist und zurzeit erst an vier weiteren Standorten in Deutschland eingesetzt wird: Der Patient auf der Behandlungsliege wird mit 100 bis 200 Strahlen beschossen, die aus verschiedenen Richtungen aus dem Roboterarm des Cyberknife-Geräts kommen. Sie werden zwischen zehn und 15 Sekunden lang millimetergenau auf den Tumor abgegeben. Dadurch entstehen Schäden im Erbgut der Krebszellen, die den Tumor zerstören.

Eine Therapieeinheit dauert zwischen 30 und 90 Minuten. "Für die gesamte Behandlung sind zwischen ein und drei Therapiesitzungen nötig", sagt Privatdozent Dr. Fabian Fehlauer, einer der drei Fachärzte für Strahlentherapie und Radioonkologie, die jetzt für das neue Gerät eigens ein Cyberknife Center gegründet haben.

Im Vergleich mit der herkömmlichen Strahlentherapie besteht ein wesentlicher Unterschied: Weil beim Cyberknife die Strahlen aus 200 Richtungen kommen statt aus vier bis sechs, kann eine wesentlich höhere Strahlendosis eingesetzt und so die Therapiezeit verkürzt werden. Nebenwirkungen gibt es nach Aussage der Ärzte selten, es könnten nach einer Behandlung allenfalls geringe und kurzfristige Kopfschmerzen oder eine leichte Übelkeit auftreten.

Nur knapp ein Jahr ist es her, dass Fehlauer und seine Kollegen Prof. Michael Heinrich Seegenschmiedt und Dr. Georg Stephan Barzen sich dazu entschlossen haben, dieses Gerät zu installieren. Ende September dieses Jahres nahm das Cyberknife, das mit dem Einbau insgesamt fünf Millionen Euro gekostet hat, den Betrieb auf.

Bisher wurden drei Patienten damit behandelt. Die Erste war Ellen L. Die 72- Jährige erkrankte vor acht Jahren am schwarzen Hautkrebs. Der Tumor wurde entfernt, aber seitdem entwickelten sich mehrfach Metastasen, die entweder chirurgisch entnommen oder bestrahlt wurden. Jetzt musste wieder eine Metastase entfernt werden. Diese Behandlung wurde mit dem Cyberknife durchgeführt. 40 Minuten musste Ellen L. unter dem Gerät liegen, dann war die Sitzung beendet. "Ich empfand diese Therapie als weniger belastend als die Operation oder die Strahlentherapie. Ich bin aufgestanden und habe mich gut gefühlt", sagt sie. Jetzt hat sich bei einer Kontrolle gezeigt, dass die Therapie erfolgreich war.

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Angenehm für die Patienten ist auch, dass das Cyberknife so konstruiert ist, dass es sich an die Atembewegungen und Positionsveränderungen des Patienten anpasst, sodass er nicht die ganze Zeit völlig bewegungslos unter dem Gerät ausharren muss. Das wird dadurch erreicht, dass während der Bestrahlung mit Röntgen und hochauflösenden Detektoren Aufnahmen von der Position des Patienten und des Tumors gemacht werden, die es erlauben, im Bruchteil von Sekunden die Bestrahlungsposition wieder zu korrigieren. Dieses geschieht automatisch, weil sich das Cyberknife von selbst wieder neu ausrichtet.

Mit diesem Verfahren können aber nur bestimmte Tumoren behandelt werden. So ist die Methode nicht anwendbar bei Tumoren, die keine klare Abgrenzung zur Umgebung zeigen, größer als vier Zentimeter sind oder bereits in die umliegenden Lymphknoten gestreut haben. Geeignet ist das Verfahren zum Beispiel für die Behandlung von Hirntumoren, Lungenkrebs, Prostatakrebs, Metastasen in Lunge und Leber, Tumoren der Bauchspeicheldrüse, die nicht operiert werden können, sowie gutartige Tumoren des Hörnervs, der Hirnhäute und der Hirnanhangsdrüse. Welche Patienten für die Therapie infrage kommen, wird auf einer Tumorkonferenz mit den behandelnden Ärzten entschieden.

"Ich hoffe, dass viele Patienten, für die diese Therapie geeignet ist, auch Zugang dazu haben", sagte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks zur Eröffnung des Cyberknife Centers. Das gelte auch für gesetzlich versicherte Patienten. Bisher gibt es nur einen Versorgungsvertrag mit der Knappschaft. Aber weitere Versorgungsverträge mit anderen Krankenkassen sind bereits im Gespräch.

Die Übernahme der Kosten für die Therapie wird bei gesetzlich Versicherten zurzeit im Rahmen von Einzelfallentscheidungen geklärt. Von privaten Krankenkassen wird die Behandlung mit dem Cyberknife auf Antrag bezahlt. Die Therapie kostet bei Tumoren im Bereich des Kopfes zwischen 7500 und 8000 Euro, bei Tumoren im übrigen Bereich des Körpers zwischen 9500 und 10 000 Euro.