AOK-Report warnt vor dramatischer Zunahme. Grund sei die immer längere Lebenserwartung. Ärzte fordern spezielle Pflegestationen.

Hamburg. In Deutschland wird die Zahl der Demenzerkrankungen in den kommenden Jahrzehnten dramatisch steigen. Grund ist die immer längere Lebenserwartung, heißt es im neuen Versorgungs-Report 2012 der AOK. In der Bundesrepublik leben heute etwa 1,4 Millionen Menschen mit der Krankheit des Vergessens, die Patienten häufig zu Pflegefällen macht. Im Jahr 2050 werden bis zu drei Millionen Deutsche daran leiden, so der Report.

In Hamburg gelten etwa 25.000 Menschen als dement. "Bis 2025 gehen wir von 31.200 Erkrankten aus", sagt Margitta Tobaben, Geschäftsführerin der Alzheimer-Gesellschaft Hamburg.

Nach dem AOK-Report verdoppelt sich die Krankheitshäufigkeit in Schritten von fünf bis sechs Lebensjahren. Im Alter von 60 bis 64 Jahren ist derzeit ein Prozent der Bevölkerung betroffen. Im Alter von 75 bis 79 Jahren liegt sie bei 7,5 Prozent, zwischen 85 und 89 Jahren bei 22,5 Prozent und ab dem 100. Lebensjahr bei 40 Prozent.

+++ Demenz aus der Tabuzone holen +++

+++ Diagnose Demenz: Mit dem Vergessen leben +++

In den kommenden Jahren ändert sich das Verhältnis von jungen und alten Menschen in Deutschland gravierend - mit schwerwiegenden Folgen auch für die Versorgung von Pflegefällen. "Derzeit kommen im Bundesschnitt auf 100 erwerbsfähige Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren 34 Menschen über 65", sagt Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Im Jahr 2060 sieht dieser Altersquotient nach den Hochrechnungen der Wissenschaftler ganz anders aus: Auf 100 Erwerbstätige kommen dann 67 Rentner. Auch Hamburg muss sich darauf einstellen. Derzeit liegt die Hansestadt mit einem Verhältnis von 100 Berufstätigen zu 29 Rentnern noch unter dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2060 aber werden in Hamburg auf 100 Erwerbstätige 70 Rentner kommen.

Professor Joachim Röther, Chefarzt der Neurologie an der Asklepios-Klinik Altona, fordert, daraus schon jetzt Konsequenzen zu ziehen. Nötig seien der Aufbau von Demenz-Stationen in großen Krankenhäusern sowie spezielle Schulungen der Pflegekräfte. AOK-Experte Klauber: "Demenz muss in der Wahrnehmung der Menschen eine normale Erkrankung werden."