Um Rivalen zu erkennen, entwickelten die Tiere im Laufe der Evolution eine selektive Wahrnehmung. Jeder quakt in einem anderen akustischen Kanal.

Wien. Neun Pfeilgiftfroscharten buhlen im peruanischen Amazonasregenwald quakend um die Gunst der Weibchen; dabei gilt es für jeden Froschmann, das eigene Revier gegen Rivalen zu verteidigen. Doch wie den Überblick behalten im quakenden Durcheinander, wie erkennen, ob in der Nähe ein Frosch der eigenen Art - und potenzieller Rivale - ruft? Die Arten quaken nämlich nicht nur gleichzeitig durcheinander, sondern teilweise auch noch im gleichen Frequenzbereich.

Forscher um Walter Hödl von der Universität Wien haben jetzt herausgefunden, dass die Frösche sich durch eine selektive Wahrnehmung orientieren. Jede Froschart habe im Laufe der Evolution einen spezifischen akustischen Kanal entwickelt, der von den spektralen und zeitlichen Rufmustern von Nachbararten klar getrennt sei. Die Tiere reagierten also nur auf jene Lautanteile, die unmissverständlich von ihren Artgenossen kämen, wenngleich sie bei ihren Rufen auch Frequenzen verwendeten, die mit Nachbararten identisch seien, schreiben die Forscher im Fachjournal "PNAS".

Entscheidend für die Erhaltung der Art sei also nicht die Gesamtheit des akustischen Signals selbst, sondern die Fähigkeit, bestimmte Teile des artspezifischen Frequenzbereichs zu erkennen und darauf zu reagieren. Mit ihrer selektiven Wahrnehmung vermieden die Frösche Fehlreaktionen auf artfremde Rufe. "Für uns Menschen erscheint das Stimmenwirrwarr im Regenwald nahezu unauflösbar", sagt Walter Hödl, "aber den Fröschen ist es damit möglich, völlig störungsfrei in ihrem akustisch dicht gedrängten Lebensraum zu kommunizieren."