Temperatur- und Luftdruckschwankungen führen bei vielen Menschen zu Beschwerden. Betroffen sind vor allem alte und kranke Menschen.

Hamburg/Offenbach. An einem Tag erleben wir strahlenden Sonnenschein mit Temperaturen um die 25 Grad, am nächsten regnet es in Strömen und die Temperaturen kühlen auf 15 Grad ab. Launisches Sommerwetter kann Menschen, die dafür empfindlich sind, schwer zu schaffen machen: Sie leiden unter Müdigkeit, Schwindel, Gelenk- und Kopfschmerzen, typischen Symptomen der Wetterfühligkeit.

"In den vergangenen Tagen habe ich deutlich mehr Patienten gehabt, die über Beschwerden durch das Wetter geklagt haben. Besonders schlecht vertragen haben sie die Wetterwechsel", sagt Klaus Schäfer, Hausarzt in Hamburg. "Betroffen sind nicht nur alte und kranke Menschen, die wenig Kraftreserven haben, sondern auch junge Menschen, die stark unter Stress stehen und dadurch psychisch belastet sind", sagt Schäfer weiter.

Jede Wetteränderung erfordert eine Anpassungsleistung des menschlichen Organismus. Denn die Körpertemperatur muss immer relativ konstant bei 37 Grad Celsius gehalten werden, damit alle Organe gut funktionieren. Diese Steuerung erfolgt über das vegetative Nervensystem und führt zum Beispiel dazu, dass der Körper bei hohen Temperaturen durch Schwitzen und die Weitstellung der Blutgefäße für Abkühlung sorgt. Neben der Temperatur wirken auch Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung und Lichtverhältnisse auf den Organismus ein.

Je ausgeprägter die Wetterwechsel sind, umso größer ist die Anpassungsleistung, die der Körper vollbringen muss. "Wir haben im Moment zwar eine unbeständige Wetterlage, aber gesunde Menschen können das in der Regel ganz gut verkraften, weil ihr Körper in der Lage ist, entsprechend gegenzusteuern", sagt Gerhard Lux, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach. Wenn der Körper eines gesunden Menschen mit dieser Anpassung überfordert ist und es zu Beschweren kommt, sprechen Experten von "Wetterfühligkeit". Aber es gibt auch bestimmte Wetterkonstellationen, die besonders leicht Probleme verursachen. "Immer dann, wenn ein Tiefdruckgebiet mit ausgeprägter Warmfront naht, leiden besonders Menschen, die niedrigen Blutdruck haben, an Kreislaufproblemen. Auch Migränepatienten spüren das Herannahen solcher Warmfronten an verstärkten Kopfschmerzen. Warum das allerdings so ist, weiß man nicht genau", sagt Lux.

Menschen, die an bestimmten Grunderkrankungen leiden, reagieren oft besonders empfindlich auf das Wetter. Denn wie gut der Mensch sich an die Wetterlage anpassen kann, hängt auch von seiner gesundheitlichen Verfassung ab. "Je stärker der Organismus geschwächt ist, desto leichter können meteorologische Parameter an diesen Schwachstellen angreifen", schreibt die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin in ihrer Leitlinie zu den Auswirkungen des Wetters auf die menschliche Gesundheit. "Von ,Wetterempfindlichkeit' spricht man, wenn eine Wettersituation oder eine plötzliche Wetteränderung die Symptome einer bereits bestehenden Grunderkrankung auslöst oder verstärkt", sagt Gerhard Lux.

In der Leitlinie wird zum Beispiel berichtet, dass Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen häufig bei kalter feuchter Witterung oder bei Gewitter Beschwerden bekommen. Für Menschen mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße sind danach vor allem Kälte und schnelle Wetterwechsel sowie hohe Temperaturen im Sommer belastend. Patienten mit Erkrankungen des Bewegungsapparates klagen verstärkt über Schmerzen, wenn Temperatur und Luftdruck sinken und die Luftfeuchtigkeit hoch ist. "Beim Durchzug einer Kaltfront mit starken Schwankungen des Luftdrucks gibt es auch eine Häufung von Nieren- und Gallenkoliken", sagt Lux. Migränepatienten reagieren vor allem auf Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit: Ein Teil sei empfindlich bei hohen Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit, ein anderer Teil bei den gegenteiligen Verhältnissen, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Umweltmedizin. Die allgemeine Häufigkeit von Kopfschmerzen steige deutlich an, wenn bei relativ trockener Luft die morgendliche Abkühlung im Vergleich zu den Vortagen ausbleibe.

Auch wenn solche Beschwerden das körperliche und seelische Befinden erheblich beeinträchtigen können: Auf das Wetter hat der Mensch leider keinen Einfluss. Indem man sich besser darauf einstellt und geeignete Vorsorgemaßnahmen trifft, kann man jedoch auch einen wetterbedingten Zickzack-Sommer genießen.

Informationen zu Auswirkungen der aktuellen Wetterlage auf die Gesundheit bietet der Deutsche Wetterdienst im Internet unter www.dwd.de unter der Rubrik "Vorhersage für Wetterfühlige".