Das Virus A/H1N1 2009 hat sich anscheinend in die saisonalen Grippeviren eingereiht. Die Frage ist nun, ob das Virus sich verändert.

Göttingen. Der Tod von zwei Menschen in Göttingen, die mit dem Schweinegrippevirus infiziert waren, hat in der Bevölkerung für Unruhe gesorgt. Doch bei den Verstorbenen, einem drei Jahre alten Mädchen und einem 51 Jahre alten Mann, hat sich der A/H1N1 2009-Virus als Todesursache bislang noch nicht bestätigt. Es sei noch nicht geklärt, welche Rolle der Schweinegrippe-Erreger beim Tod der Patienten gespielt habe, sagte ein Sprecher der Universitätsklinik.

Unterdessen sind in Niedersachsen weitere Schweinegrippe-Fälle bekannt geworden. Auf der Intensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) werden zurzeit zwei junge Frauen behandelt, bei denen der Erreger nachgewiesen wurde.

Experten raten aber zur Besonnenheit. Eine Pandemie im Sinne eines saisonal unabhängigen Auftretens der Schweinegrippe gebe es zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland nicht, sagte Prof. Christian Meyer vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. "Höchstwahrscheinlich befindet sich das Virus im Pool der in diesem Jahr kursierenden Influenzaviren", sagte Meyer. Das bestätigte auch Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Berliner Robert-Koch-Instituts: "Mehr als die Hälfte der Grippeviren, die wir nachweisen, sind Schweinegrippe-Viren."

Im Vergleich zu anderen saisonalen Grippeviren scheint A/H1N1 2009 weniger gefährlich zu sein. "Zu Zeiten der Pandemie 2009 sind in Deutschland rund 250 Menschen an der Infektion gestorben", sagt Meyer. Diese Sterberate sei vergleichsweise gering. Denn im Gegensatz dazu würden mehrere Tausend Menschen pro Jahr an der saisonalen Grippe sterben.

Die Frage ist nun, ob das Virus sich möglicherweise verändert und dadurch gefährlicher wird. "Es gibt keine Hinweise auf Mutationen, weder in Deutschland noch weltweit", sagte Susanne Glasmacher. Das werde sehr genau untersucht. "Auch in England sind keine Mutationen nachgewiesen worden, die die Eigenschaften des Virus verändern", sagte die RKI-Sprecherin. Dort war es Ende des vergangenen Jahres zu einer Reihe von schwer verlaufenden Influenza-Erkrankungen bei jungen Erwachsenen gekommen. Die meisten von ihnen hatten Grunderkrankungen oder waren schwanger.

Der beste Schutz bleibt die Grippe-Impfung, in der auch eine Komponente gegen Schweinegrippe enthalten ist. Bis ein vollständiger Impfschutz aufgebaut ist, dauert es 14 Tage. Wer 2009 oder 2010 gegen das Schweinegrippevirus geimpft wurde oder an Schweinegrippe erkrankt war, hat gegen diesen Virustyp noch einen gewissen Schutz. Es ist aber unklar, ob dies ausreicht, um eine neuerliche Erkrankung zu verhindern.

Impfen lassen sollten sich nach den Empfehlungen der ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut Menschen, die älter sind als 60 Jahre, Patienten mit chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Krebserkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen oder einer Immunschwäche sowie Schwangere ab dem 4. Schwangerschaftsmonat und medizinisches Personal. "Wenn wir sehen, dass wir eine massive Grippewelle haben, was zurzeit noch nicht der Fall ist, könnten die Impfempfehlungen noch modifiziert werden", meint Meyer.

Als weitere Schutzmaßnahme gelten übliche Hygienemaßnahmen, also häufiges Händewaschen, um Übertragungen durch Kontaktinfektion zu verhindern, oder auch der Schutz vor Husten und Niesen, um eine Tröpfcheninfektion zu vermeiden.

Kommt es doch zu einer Influenza-Infektion, zeigt sie sich in der Regel durch plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und trockenen Reizhusten. In der Folge kann es zu zusätzlichen Infektionen wie Lungenentzündungen kommen, die zum Tode führen können. Manche Menschen haben aber hingegen kaum Symptome.

Wer die typischen Grippe-Symptome bei sich feststellt, sollte frühzeitig zum Arzt gehen, körperliche Belastungen vermeiden und strenge Bettruhe einhalten. Für eine Therapie gegen die Schweinegrippe stehen Grippemittel mit den Wirkstoffen Oseltamivir und Zanamivir zur Verfügung. Entscheidend ist allerdings, dass innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der ersten Krankheitszeichen mit der Therapie begonnen wird. Vereinzelt wurden bislang Resistenzen gegen Oseltamivir festgestellt.