Das Internationale Jahr der Biologischen Vielfalt endet, das Uno-Jahr der Wälder startet mit skeptischen Prognosen

Kanazawa/Hamburg. An diesem Wochenende verabschieden die Vereinten Nationen das Internationale Jahr der Biologischen Vielfalt im japanischen Kanazawa. Umweltverbände sehen etwas Licht, aber auch viel Schatten bei den Bemühungen, die Naturressourcen zu schützen. Auch 2011 hat die Uno der Natur gewidmet; es wird das Internationale Jahr der Wälder.

2010 sollte der Zeitpunkt werden, bis zu dem der Artenschwund global deutlich gebremst wird. Doch dieses 2002 gesetzte Ziel verfehlte die Weltgemeinschaft deutlich. "Die Arten sterben schneller aus als je zuvor beobachtet", sagte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon. "Das Aussterben ist meist mit menschlichen Aktivitäten verbunden, mit verschmutzten oder übernutzten Wasserressourcen, mit der Zerstörung von Lebensräumen, mit dem Klimawandel."

2010 müsse deshalb "ein deutlicher Weckruf für stärkere Anstrengungen zur Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen sein", fordert Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Der Verband zog gestern eine "mäßige Bilanz" zum Vielfaltsjahr.

Auf der Habenseite stehen die Beschlüsse des Weltgipfels zur Biologischen Vielfalt im Oktober in Nagoya (Japan). Die Staaten wollen bis 2020 Maßnahmen ergreifen, um den Verlust von Arten, natürlichen Lebensräumen und genetischen Ressourcen zu stoppen. Dazu vereinbarten sie 20 konkrete Unterziele. So soll der Anteil der Schutzgebiete an Land von heute 13 Prozent auf 17 Prozent erhöht und zehn Prozent der Ozeane geschützt werden (heute ein Prozent).

Naturschutz ist längst nicht so populär wie der Klimaschutzz


Unterm Strich sieht Florian Schöne, Fachbereichsleiter Naturschutz und Umweltpolitik beim Nabu, allerdings wenig Grund zum Jubeln: "National hat sich überhaupt nichts getan. Naturschutz bleibt ein Nischenthema, für das sich nur ein paar Akteure engagieren. Es ist längst nicht so populär wie der Klimaschutz, der zum integralen Bestandteil verschiedener Politikbereiche geworden ist."

Auch die Umweltstiftung WWF verabschiedet das Vielfaltsjahr mit gemischten Gefühlen - als "menschengemachtes Katastrophenjahr mit einigen wenigen Lichtblicken", sagt WWF-Sprecherin Astrid Deilmann. "Im Golf von Mexiko zerstörte das Öl wertvolle Lebensräume, in Ungarn verseuchte der Rotschlamm eine ganze Region. Beide Katastrophen waren menschengemacht, also vermeidbar. Und auch auf der politischen Ebene ist wenig Gutes geschehen, national wie international." Als positiv bezeichnet Deilmann die Entdeckung vieler Tier- und Pflanzenarten - allein in Borneo waren es, so eine WWF-Studie, 123 neue Arten.

Zum Waldschutz gehören ungenutzte Flächen mit Wildwuchs

Borneos Naturschätze wurden in Wäldern gefunden. Diese stehen im kommenden Uno-Jahr im Mittelpunkt. Der große Auftakt ist in Deutschland am 21. März, dem Internationalen Tag des Waldes, geplant. Für den nationalen Beitrag zum internationalen Waldjahr ist das Bundeslandwirtschaftsministerium zuständig; die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Christian Wulff übernommen.

"Ein Drittel unseres Landes ist bewaldet", betont das Ministerium, seit fast 300 Jahren gebe es eine "nachhaltige Waldwirtschaft". Der Begriff Nachhaltigkeit stammt aus deutschen Forsten und orientierte sich über Jahrhunderte am Holzzuwachs: Es durfte nicht mehr entnommen werden als nachwuchs. Nabu-Referent Schöne ist dies zu wenig: "Waldschutz heißt auch, Wildnis zuzulassen, einige Prozent der Fläche überhaupt nicht zu nutzen. Die 2007 verabschiedete nationale Strategie zur biologischen Vielfalt sah dies zumindest auf fünf Prozent der Waldfläche vor. Doch dies wird von den Forstverwaltungen nicht umgesetzt."

WWF-Sprecherin Deilmann erhofft sich vom Waldjahr "mehr Aufmerksamkeit dafür, dass wir Verbraucher es in der Hand haben, die Wälder besser zu schützen: Weltweit gehen jede Minute 36 Hektar Wald verloren; sie enden als Pappbecher vom ,Coffee to go' und in zahlreichen anderen Produkten des Alltagslebens."

Die offizielle deutsche Website zum Jahr des Waldes: www.wald2011.de