Im Jugendalter ist ihr Kiefer noch nicht hart genug, um große Beute zu fangen und zu töten

Sydney. Ausgewachsen ein gefürchteter Räuber mit außerordentlicher Beißkraft - jugendlich eher schwach im Biss: Der Weiße Hai ist kein geborener Super-Raubfisch, sondern benötigt Jahre, um zum Respekt einflößenden Jäger zu werden. Erst im Erwachsenenalter können die Tiere tatsächlich auch große Beute wie Meeressäuger fangen und töten, haben australische Forscher der University of New South Wales herausgefunden.

Im Jugendalter dagegen seien ihre Kiefer noch nicht hart genug und hielten den mechanischen Belastungen nicht stand, berichten die Wissenschaftler im "Journal of Biomechanics". Diese Beobachtung erklärt möglicherweise ein oft beobachtetes Verhalten der Raubfische, vermuten die Forscher: Viele Haiangriffe werden nach einem einzelnen Probebiss abgebrochen. Dies könnte daran liegen, dass es sich um jugendliche Haie handelt, die Kieferverletzungen davontragen könnten, wenn sie den Angriff fortsetzen würden.

Stephen Wroe und seine Kollegen setzten bei ihrer Untersuchung aufwendige und detaillierte Computersimulationen ein, in denen sie mithilfe dreidimensionaler Modelle die Kiefer und die auftretenden Kräfte analysierten.

Dabei stellten sie fest: Die Kiefer Weißer Haie sind für einen Angriff mit einem kraftvollen Biss ausgerichtet, zur Jagd auf Beute, die von kleineren Fischen bis zu großen Meeressäugern reichen kann. Doch bis ein Weißer Hai eine Länge von etwa drei Metern erreicht hat, besitzen seine Kiefer noch nicht genügend ausmineralisierten Knorpel und damit auch nicht die Festigkeit, die notwendig wäre, um die bei einem solch kräftigen Biss aufkommenden Kräfte auszuhalten.