Das Berufsbild der speziellen Schwestern, die sich um frisch operierte Patienten kümmern, gibt es erst seit wenigen Jahren.

Hamburg. Die Versorgung der Patienten mit Schmerzmitteln und die Überwachung der technischen Geräte - lange Zeit beschränkte sich die Behandlung von Schmerzen in Krankenhäusern auf diese Aspekte. Eine moderne Schmerztherapie geht heute jedoch vielfach darüber hinaus. Nicht zuletzt, seit es sie gibt: die sogenannten Pain Nurses, zu Deutsch Schmerzschwestern. Ein Berufsbild, das es in Deutschland erst seit wenigen Jahren gibt.

Die Krankenschwestern Julia Lang und Michael Grimm sind solche Schmerzschwestern. An der Asklepios-Klinik Altona zeigen die erfahrenen Schwestern seit zwei Jahren jede Menge Fingerspitzengefühl für das Befinden ihrer Patienten, ihre Sorgen und Ängste. Sie betreuen sowohl frisch Operierte als auch Menschen mit chronischen Schmerzen. Speziell ausgebildete Schmerzschwestern werden mittlerweile in vielen Hamburger Krankenhäusern eingesetzt. So gibt es in fünf der sieben Asklepios-Kliniken 14 Pain Nurses, allein acht davon arbeiten in der Asklepios-Klinik Nord. Unter anderem setzt auch die Schön-Klinik Hamburg-Eilbek Schmerzschwestern ein, ebenso das Albertinen-Krankenhaus und das Universitätsklinikum Eppendorf. Die meisten von ihnen arbeiten in der Betreuung von operierten Patienten und auf Intensivstationen.

"Uns ist ein Gesamtkonzept wichtig. Alle Berufsgruppen, die an der Patientenversorgung beteiligt sind, sollen wissen, wie mit Schmerzen umzugehen ist. Wir haben bereits zehn Ärzte mit der Zusatzqualifikation Schmerztherapie. Die Krankenpflegekräfte auf den Stationen werden fortgebildet, sodass sie leichte Schmerzen auch selbst behandeln können", sagt Prof. Alwin Goetz, Direktor der Klinik für Anästhesiologie im UKE.

Drei speziell ausgebildete Schmerzschwestern sind an der Versorgung von Patienten, die operiert werden, beteiligt. Ziel sei der Weg zum schmerzarmen Krankenhaus, und das sei nur zu erreichen, wenn alle, die Patienten betreuen und behandeln, sich im Umgang mit Schmerzen auskennen. Deshalb gehört zu den Aufgaben der Schmerzschwestern im UKE auch die regelmäßige Fortbildung ihrer Kollegen auf den Stationen. Zudem betreuen sie Patienten nach großen Operationen, versorgen Patienten mit Tumorschmerzen und arbeiten in der Schmerzambulanz. Dort werden u. a. mehrmals in der Woche Patienten mit chronischen Schmerzen wie Tumorschmerzen oder Rückenschmerzen ambulant versorgt.

Auch in der Schön-Klinik Hamburg-Eilbek haben Schmerzschwestern ihren festen Platz. Unter anderem sind sie die Ansprechpartner für die Stationen und nehmen an speziellen Schmerzvisiten teil. Weitere 18 Krankenschwestern haben zwei ganztägige Schulungen erhalten, die jährlich wiederholt werden.

Gerade nach Operationen brauchen Patienten Zuspruch. "Nach einer Operation versuchen wir, die Patienten in enger Absprache mit den Ärzten zu motivieren, möglichst schnell aufzustehen. Wie gut uns das gelingt, kommt sehr auf den Menschen an. Manchmal ist es sehr schwer, weil in vielen Köpfen das klassische Bild existiert: Ich habe eine große Operation gehabt, jetzt muss ich erst mal eine Woche im Bett liegen", sagt Michaela Grimm. Wenn man den Patienten die Angst genommen hätte, wären sie zunächst überrascht und fänden es dann toll, dass es mit der Erholung schnell voranginge und sie schon am Tag nach der OP wieder essen dürften.

Die Patienten nach einer Bauchoperation möglichst schnell wieder auf die Beine zu bringen ist das Ziel des Fast-Track-Konzeptes: "Dabei werden die Patienten besonders schonend operiert. Sie werden vor der OP nicht lange nüchtern gelassen, bekommen einen Katheter im Bereich der Brustwirbelsäule gelegt, der schon während der OP die Schmerzen ausschaltet und auch das autonome Nervensystem so reguliert, dass sie nicht unter Stress geraten. Bereits am OP-Tag stehen die Patienten wieder auf", erklärt Dr. Clauspeter Pfad, Facharzt für Anästhesiologie und spezielle Schmerztherapie, Oberarzt der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin in der AK Altona.

Die Arbeit geht weit über das hinaus, was den Schwestern Julia Lang und Michaela Grimm während ihrer speziellen Ausbildung vermittelt wurde. "Die Pain Nurses sind ursprünglich vor allem zur Betreuung von Patienten in der postoperativen Schmerztherapie eingesetzt worden.

Für eine gute Patientenversorgung ist es nötig, den gesamten Menschen zu sehen. "Wir haben auch viele Tumorpatienten, die gleichzeitig psychische Betreuung brauchen oder auch jemanden, der ihnen beim Sterben zur Seite steht", sagt Pfad. Die beiden Schmerzschwestern sind oft diejenigen, zu denen die Patienten zuerst ein Vertrauensverhältnis aufbauen. "Wir können auch den Kontakt zu Psychologen und Seelsorgern bahnen", erzählt Michaela Grimm.