Als erstes internationales Hamburger Sportevent sollen die German Open Tennis Championships klimaneutral werden

Hamburg. Wenn von morgen an am Rothenbaum Tennisprofis aus aller Welt zu den German Open aufschlagen, können sie das zum ersten Mal mit halbwegs gutem (Umwelt-)Gewissen tun. Die neuntägige Veranstaltung, das Finale wird am 25. Juli gespielt, soll Hamburgs erstes klimaneutrales Sportevent mit internationalem Charakter werden. Die ersten Maßnahmen sind eingeleitet, 2015 könnte das ehrgeizige Ziel erreicht sein. "Im nächsten Jahr", sagt Detlef Hammer, "führt Hamburg die Auszeichnung Umwelthauptstadt Europas. Wir engagieren uns schon heute für den Klimaschutz und wollen damit unseren Beitrag leisten."

Hammer, 39, ist Geschäftsführer der Hamburg Sports & Entertainment GmbH (HSE). Mit seinem Partner Michael Stich, 41, dem Wimbledonsieger von 1991, organisiert er das traditionsreiche Turnier, das in diesem Jahr zum 100. Mal in Hamburg ausgetragen wird. Das erste Ass gelang den beiden Machern schon vor der heutigen Öffnung der Anlage an der Hallerstraße: Der Rothenbaum wird grün. "Wir stellen uns der gesellschaftlichen Verantwortung und tun etwas - und das aus voller Überzeugung", sagt Hammer.

B.A.U.M und KlimaINVEST unterstützen die Pläne

Zwei wiederholt ausgezeichnete Hamburger Unternehmen unterstützen das Engagement: der renommierte Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) und die Firma KlimaINVEST. Die ersten, kurzfristig zu realisierenden Vorgaben wurden in den vergangenen vier Wochen von Stich und Hammer bereits konsequent umgesetzt.

Die gesamte Elektrizität kommt zu 100 Prozent aus Ökostrom (Wasserkraft). Bisher wurde während des Turniers der normale Deutschland-Mix bezogen. Darin sind gewöhnlich nur rund 18 Prozent Ökostrom enthalten.

Jede Eintrittskarte gilt gleichzeitig als Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Je mehr Zuschauer dieses Angebot nutzen, desto weniger Mengen des Treibhausgases CO2 werden emittiert.

Essen und Getränke auf der Anlage kommen ab sofort aus der Region, die Transportwege sind kurz. Bevorzugt sollen Bio-Produkte verkauft werden. Sie weisen die beste Energiebilanz auf.

Abfälle werden vermieden, Verpackungen minimiert. Der Müll wird in einem Mehrwegsystem gesammelt.

Beim Wasserverbrauch wird gespart. Die Duschen in den Umkleideräumen sind entsprechend eingestellt.

Waschmaschinen und Trockner wurden ausgetauscht. Rothenbaum-Sponsor Panasonic stellt zehn neue energiesparende Geräte zur Verfügung. Die Spieler können ihre Kleidung vor Ort waschen und bügeln lassen.

Das Turniermagazin und die "Daily News", die täglichen Turnierberichte, werden klimaneutral auf Recyclingpapier produziert.

Auf der Anlage informieren Klimabotschafter der Initiative "be keen - go green"- sei clever, setz auf Grün - Zuschauer und Spieler über Umweltprogramme und private Möglichkeiten des Energiesparens. Für drei Euro können grüne Plastikarmbänder gekauft werden. Mit dem Geld werden Klimaprojekte in aller Welt unterstützt.

Für die Anreise der Spieler per Flugzeug werden Klimazertifikate erworben. Nach ersten Berechnungen von KlimaINVEST, so Geschäftsführer Jobst Jenckel, fallen (Kerosin-)Emissionen von 114 Tonnen CO2 an. Bedenkt man, dass ein Hin- und Rückflug von Hamburg nach Peking, das sind rund 15 000 Kilometer, die Umwelt pro Person mit fünf Tonnen CO2 belastet, sind das bei rund 70 Spielern relativ geringe Mengen. Viele Profis fliegen aus europäischen Städten nach Hamburg.

Für die Anreise der Spieler werden für 2280 Euro Klimazertifikate erworben

Zum Ausgleich werden von KlimaINVEST 114 Tonnen CO2 im "Windpark Mare Manastir" in der Türkei erworben. Die Tonne CO2-Minderung kostet bei diesem weltweit anerkannten Vorzeigeprojekt (Befragung der Anwohner, Schaffung von Arbeitsplätzen für die einheimische Bevölkerung) 20 Euro, insgesamt also 2280 Euro.

Bleibt als letzte Unbekannte das Anreiseverhalten der erwarteten 50 000 bis 60 000 Zuschauer. "Um das zu ergründen, werden wir während des Turniers Daten erheben. Wir müssen wissen, woher die Besucher kommen und mit welchen Verkehrsmitteln", sagt Rothenbaum-Projektleiter Cord Röpken von der B.A.U.M. Consult AG.

Energiesparen kann auch für Sponsoren ein Anreiz werden

Welche Ausgleichszahlungen zu leisten wären, sei schwer abzuschätzen, so Röpken. Da könnten Summen im fünfstelligen Eurobereich zusammenkommen. Röpken: "Wenn alle Tennisfans einzeln mit dem Auto von München nach Hamburg führen und im Hotel übernachteten, würde das erheblich teurer, als wenn die meisten aus Hamburg und der näheren Umgebung anreisten." Erst wenn für diese Umweltbelastungen ebenfalls Klimazertifikate gekauft würden, wäre der Rothenbaum klimaneutral. "Wir werden in diesem Jahr den ersten großen Schritt machen", sagt Stich, "aber das Ziel Klimaneutralität lässt sich nun mal nicht von heute auf morgen verwirklichen."

Energiesparen, wissen die Rothenbaum-Veranstalter Stich und Hammer, senkt nicht nur Kosten und dient dem Schutz der Umwelt, es könnte in Zukunft auch bei der Akquise von Sponsoren wichtig werden. Viele Unternehmen wie zum Beispiel der Sportartikelhersteller Puma geben sich inzwischen ein umweltbewusstes Image. "Ich kann mir sehr gut vorstellen", sagt Hammer, "dass diese Firmen ihre Sponsorentscheidungen künftig auch davon abhängig machen, ob sich ein Event an Umweltstandards orientiert."

Grün ist die Hoffnung - jetzt auch am Rothenbaum.