Die acht Knochen sollen etwa 3,4 Millionen Jahre alt sein und damit aus der gleichen Zeit stammen wie der Australopithecus afarensis.

London/Burtele. Es sind nur acht Knochenteile eines Fußes, die Forscher in Äthiopien gefunden haben. Dennoch können sie wahrscheinlich Aufschluss über die Menschheitsgeschichte geben. Das Fossil ist 3,4 Millionen Jahre alt und stammt damit aus der gleichen Zeit wie der Vormensch Australopithecus afarensis. Dennoch sei er laut Forschern affenähnlicher ausgebildet und weniger stark an den aufrechten Gang angepasst.

Das berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature“. „Dieses Fußfossil ist der erste starke Beweis dafür, dass vor drei bis vier Millionen Jahren in Afrika mehrere verschiedene Typen von Vormenschen nebeneinander existierten“, schreiben Yohannes Haile-Selassie vom Cleveland Museum of Natural History und seine Kollegen.

Bisher galt Australopithecus afarensis als einzige Vormenschenart, die in der Zeit vor drei bis vier Millionen Jahren in Afrika existierte. Bekannt wurde sie durch das 1974 in Hadar in Äthiopien entdeckte Skelett von „Lucy“, einer etwa 1,05 Meter großen, aufrecht gehenden Vormenschenfrau, die vor 3,2 Millionen Jahren lebte. Der Fuß der Australopithecinen war dem des modernen Menschen schon sehr ähnlich: Er hatte einen langen, parallel zu den anderen Zehen stehenden großen Zeh und ein stark ausgeprägtes Fußgewölbe. Beide Merkmale erleichtern das aufrechte Gehen und stabilisieren den Fuß.

+++Der Weg der Erkenntnis und das erste Mal+++

+++Hier ist seit 20 Jahren die Mumie der Star+++

Die jetzt bei Ausgrabungen in der Afar-Region in Äthiopien entdeckten acht Knochen eines rechten Fußes zeigen diese modernen Merkmale noch nicht – obwohl sie mit 3,4 Millionen Jahren aus nahezu der gleichen Zeit stammen wie „Lucy“. Dem Fußskelett fehle die für Australopithecus typische Wölbung im hinteren Mittelfuß, berichten die Forscher. Außerdem sei der große Zeh kleiner, abgespreizt und könne wie ein Daumen den anderen Zehen gegenübergestellt werden. Darin ähnele er eher dem Fuß der Gorillas und dem des vor 4,4 Millionen Jahren lebenden, primitiveren Vormenschen Ardipithecus ramidus.

„Die Fußknochen gehören zu einem anderen Vormenschen als Australopithecus afarensis. Er hatte einen anderen Knochenbau und daher wahrscheinlich auch eine andere Art der Fortbewegung“, schreiben die Forscher. „Lucy“ und ihre Artgenossen seien bereits ebenso konsequent aufrecht gegangen wie wir. Demgegenüber habe sich der noch unbekannte Vormensch die Fähigkeit zum Greifen erhalten, obwohl auch er wahrscheinlich bereits aufrecht gehen konnte. „Dadurch konnte er sich im Wald besser kletternd fortbewegen“, erklären Haile-Selassie und seine Kollegen.

„Wir benötigen jetzt noch mehr Fossilien, um herauszufinden, welcher Körper zu diesem Fuß gehört“, schreibt Daniel Lieberman von der Harvard University in Cambridge in einem begleitenden Kommentar. Dann könne man besser verstehen, wie sich die Vormenschen damals bewegten und wie gut sie gehen, rennen und klettern konnten.

Entdeckt wurden die Fußknochen in Burtele, einem erst vor einigen Jahren neu erschlossenen Gebiet der Afar-Region in Äthiopien. In den zwischen 3,2 und 3,8 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten seien in den letzten fünf Jahren neben zahlreichen Tierfossilien bereits mehrere Vormenschenrelikte gefunden worden, berichten die Forscher. Darunter waren ein Teilskelett eines Australopithecus sowie das jetzt untersuchte Fußskelett unbekannter Herkunft.

Das Fossil besteht aus acht Knochen: dem ersten, zweiten und vierten Mittelfußknochen, einem Teil des dritten Mittelfußknochens, drei Zehenspitzen und einem mittleren Knochen eines Zehs.