Träger von Schrittmachern mussten um den MRT bisher einen Bogen machen. Hamburger Kliniken setzen auf neues Gerät, das dem Magnetfeld trotzt.

Hamburg. Kernspintomografen sind aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Von einigen Teilen des Körpers, etwa dem Gehirn, liefern sie so präzise Bilder, dass Röntgenbilder und Computertomografien nicht mithalten können. Träger von Herzschrittmachern mussten aber bisher um einen Magnetresonanztomografen (MRT), wie der Kernspin auch genannt wird, einen Bogen machen - es sei denn, sie hatten ein Gerät, das sich mit dem starken Magnetfeld verträgt. Solche MRT-fähigen Schrittmacher sind schon seit einiger Zeit auf dem Markt. Die Hamburger Albertinen-Gruppe hat jetzt beschlossen, bei einem Großteil ihrer Patienten im Albertinen-Krankenhaus und im Evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus nur noch die neuen Schrittmacher zu verwenden - damit etwa im Fall eines Schlaganfalls einer Untersuchung im Kernspin nichts mehr im Wege steht.

Das Problem bei herkömmlichen Schrittmachern ist folgendes: Der Herzschrittmacher ist aus einem Titangehäuse, das im Normalfall problemlos vom Körper akzeptiert wird. Das starke Magnetfeld des Kernspins beeinflusst zwar nicht unbedingt das Gehäuse des Gerätes, es verändert jedoch unter Umständen die Schaltkreise des Herzschrittmachers vorübergehend oder seltener dauerhaft. Dies könnte dazu führen, dass er seine Arbeit einstellt.

Das Hauptproblem aber sind die Elektroden, über die der Schrittmacher mit dem Herzen in Verbindung steht. "Über sie werden die elektrische Aktivität des Herzens gemessen und Impulse des Schrittmachers an den Herzmuskel abgegeben, damit er sich zusammenzieht. Die Energie vom MRT in Form von Magnetfeldern wird an die Elektroden des Schrittmachers geleitet. Sie nehmen diese Energie auf und führen sie an die Spitze der Elektrode. Dort wird sie gebündelt und kann so hoch werden, dass sie im Gewebe zu Vernarbungen führt. Wird dieses Narbengwebe zu groß, kann es keine elektrischen Ströme mehr leiten. Der Kontakt zwischen Schrittmacher und Herzgewebe wird unterbrochen, und das Gerät kann seine Aufgabe nicht mehr erfüllen", erklärt Dr. Matthias Gasthaus, Chefarzt der Kardiologie am Evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus. Bereits eine Untersuchung im MRT könne zu solchen Veränderungen führen. Deswegen sei der Kernspin für Träger von normalen Herzschrittmachern tabu. Bei diesen Patienten bleibt nichts anderes übrig, als auf ein Computertomogramm zurückzugreifen. "Für Aufnahmen vom Gehirn und vom Rückenmark, vom Herzmuskel und den Weichteilen der Gelenke ist das MRT aber deutlich besser als das CT", sagt Gasthaus.

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Einen Ausweg bietet nun seit einiger Zeit ein Herzschrittmacher, der sich mit dem MRT verträgt. Er ist in seiner Funktion gegen das Magnetfeld gesichert. "Das MRT kann zwar immer noch auf den Herzschrittmacher Einfluss nehmen. Aber dieser kann in einen MRT-Modus umgestellt werden, sodass er sich gegen das Magnetfeld abschirmt. Die Elektroden sind vollständig verändert, sodass die MRT-Ströme nicht zur Bündelung der Energie an der Spitze führen und es nicht zu Vernarbungen kommt", erklärt Gasthaus. Zugelassen sind die neuen Herzschrittmacher für MRT-Geräte mit einer Magnetfeldstärke bis zu 1,5 Tesla.

Als die Geräte noch neu waren, haben Gasthaus und seine Kollegen im Albertinen-Krankenhaus sie nur bei Patienten eingesetzt, bei denen klar war, dass sie irgendwann eine Kernspinuntersuchung brauchen werden, und bei sehr jungen Patienten. Seit Anfang dieses Jahres werden fast alle Patienten der beiden Kliniken damit versorgt, bei denen ein Schrittmacher neu implantiert wird, auch wenn das pro Fall für die Kliniken mit mehreren Hundert Euro Mehrkosten verbunden ist.

"Das neue Gerät gibt es aber nur als Zweikammerschrittmacher, bei denen zwei Elektroden den rechten Herzvorhof und die rechte Herzkammer nacheinander stimulieren. Das sind 80 bis 90 Prozent der Implantate", sagt Gasthaus. Er wird eingesetzt, wenn die Herzfrequenz dauerhaft unter 35 Schläge pro Minute absinkt, wenn es zu Pausen im normalen Herzrhythmus kommt, die Schwindelanfälle und Bewusstlosigkeit auslösen, oder wenn die Herzfrequenz aus ihrem normalen Rhythmus von 60 bis 80 Schlägen pro Minute immer wieder auf 30 absinkt und dadurch ebenfalls zu solchen Symptomen führt.

Nicht infrage kommt es bei denjenigen, bei denen der Schrittmacher nach acht bis zehn Jahren ausgewechselt werden muss. "Nach so langer Zeit sind die Elektroden möglicherweise schon im Gewebe festgewachsen, sodass wir sie ungern auswechseln. Das wäre aber nötig, weil der neue Schrittmacher mit den passenden Elektroden ein System ist, das nur in dieser Kombination funktioniert", sagt Gasthaus.

Ausgeschlossen sind auch Patienten, die einen Einkammerschrittmacher brauchen, bei dem nur eine Elektrode die rechte Herzkammer stimuliert. Diese Patienten leiden meistens unter Vorhofflimmern, einer Rhythmusstörung, bei der sich die Herzvorhöfe viel zu schnell und unregelmäßig zusammenziehen.

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