Die Auszeichnung geht an zwei Wissenschaftlerinnen und neun Wissenschaftler. Die millionenschweren Forschergelder dürfen sie frei verwenden.

Berlin. Die Fachrichtung der Ausgezeichneten ist so vielfältig wie ihre Forschungsfelder selbst. Von Arabistik bis Ozeanographie: Elf herausragende Wissenschaftler haben am Montag in Berlin die begehrten und hochdotierten Leibniz-Preise erhalten. Damit vergibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) insgesamt 25 Millionen Euro, um die Arbeitsbedingungen von elf Spitzenforschern zu verbessern. Die Preisträger, neun Männer und zwei Frauen, stehen seit Anfang Dezember fest. Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, der seit 1986 vergeben wird, ist nach DFG-Angaben der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Manche Geehrte erhielten später den Nobelpreis.

Von den diesjährigen elf Preisträgern kommen fünf aus den Lebenswissenschaften, drei aus den Naturwissenschaften, zwei aus den Geistes- und Sozialwissenschaften und einer aus den Ingenieurwissenschaften. Neun der Ausgezeichneten erhalten je ein Preisgeld von 2,5 Millionen Euro, zwei Wissenschaftler teilen sich einen Preis zur Hälfte mit je 1,25 Millionen Euro. Der jüngste Geehrte ist mit 43 Jahren der Systembiologe Nikolaus Rajewsky vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin.

Die Preisträger

MICHAEL BRECHT: Neurophysiologie/Zelluläre Neurowissenschaft, Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience Berlin und Humboldt-Universität Berlin. Er erhält den Preis für originelle Forschungsansätzen und innovativen Techniken in der Neurobiologie. Brecht interessiert, wie die Aktivität der Nerven zu bestimmten Verhaltensweise führt. Die Arbeiten Brechts ermöglichten ein besseres Verständnis von der Informationsverarbeitung der Nerven.

RAINER FORST: Politische Philosophie/Theorie, Universität Frankfurt am Main. Er gilt als der wichtigste deutsche politische Philosoph der Generation „unter 50“. Forst führt unter anderem die politische Philosophie von Jürgen Habermas fort. Dabei geht es um Grundbegriffe wie Gerechtigkeit, Toleranz und Rechtfertigung.

GUNTHER HARTMANN und CHRISTIAN KURTS: Die beiden Forscher am Universitätsklinikum Bonn teilen sich einen Preis. Hartmann (Klinische Pharmakologie/Angeborene Immunität) und Kurts (Immunologie/Nierenkunde) haben wegweisende Entdeckungen zur Aufklärung der Wirkungsweise der körpereigenen Abwehrsysteme gemacht.

MATTHIAS MANN: Der Physiker arbeitet am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Als sein größter Verdienst gilt die Übertragung von Verfahren aus der Physik (Massenspektrometrie) auf molekularbiologische Fragestellungen. Sein großes Ziel ist die vollständige Erfassung aller Eiweiße in den menschlichen Zellen.

+++Kieler Forscher erhält Leibniz-Peis+++

+++Preisregen für kleine Wissenschaftler+++

FRIEDERIKE PANNEWICK: Arabistik/Literatur, Theater, Ideengeschichte, Universität Marburg. Es ist der erste Leibniz-Preis für die Arabistik. Pannewick behandelt zentrale Themen der arabischen Gegenwartsliteratur und Ideengeschichte, zum Beispiel die Sicht auf Bürgerkriegserfahrungen und Rebellion.

NIKOLAUS RAJEWKSKY: Systembiologie, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin. In seinen Arbeiten kombiniert er Physik und Mathematik mit der Systembiologie. Dabei geht es um regulatorische Prozesse in Zellen oder Organismen.

ULF RIEBESELL: Ozeanographie, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) an der Universität Kiel. Der Meereswissenschaftler untersuchte als einer der ersten Forscher, welchen Einfluss die Versauerung und Erwärmung des Wassers in den Ozeanen auf die darin befindlichen Lebewesen und die Ökosysteme haben. Ursache der sauer werdenden Ozeane ist vor allem das menschengemachte Kohlendioxid. An der Erwärmung der Erde und der Ozeane sind aber noch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas schuld.

PETER SANDERS: Theoretische Informatik/Algorithmik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der Forscher ist eine Schlüsselfigur des „algorithm engineering“. Als spektakulär gelten seine Ergebnisse für die Wegeplanung in westeuropäischen Straßennetzen. Sanders Lösung war bei der optimalen Wegesuche erheblich schneller.

BARBARA WOHLMUTH: Numerische Mathematik, Technische Universität München. Ihre Grundlagenforschung hat Anwendungen im Gebiet des wissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Rechnens ermöglicht - beispielsweise in der Festkörper- und Strömungsmechanik.

JÖRG WRACHTRUP: Experimentelle Physik, Universität Stuttgart. Er hat ein völlig neuartiges und sehr erfolgreiches Forschungsgebiet an der Schnittstelle zwischen Festkörperphysik und Quantenoptik erschlossen.