Kälteliebende Arten weichen trotz Erwärmung nur zögerlich in den Norden aus. Lebensräume haben sich um bis zu 249 Kilometer verschoben.

Halle. Der Klimawandel schreitet voran und die Tiere können nicht mithalten: Schmetterlinge und Vögel weichen trotz Erwärmung nur sehr zögernd in den kühleren Norden aus. Wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung am Montag in Halle mitteilte, hat sich der ideale Lebensraum für europäische Tagfalter in den vergangenen beiden Jahrzehnten im Mittel um 239 Kilometer nach Norden verschoben, der von Vögeln 249 Kilometer. Erstere wanderten idealen Bedingungen immerhin noch 114 Kilometer hinterher, letztere nur 37 Kilometer.

An der vom Fachmagazin „Nature Climate Change“ online veröffentlichten Studie beteiligten sich neben dem Helmholtz-Zentrum das französische Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Montpellier und die Niederländische Schmetterlingsstiftung. Das Forscherteam wertete Daten von ehrenamtlichen Beobachtungsnetzwerken an über 11.000 europäischen Orten aus.

+++Naturschutzbund ruft zur Zählung der Wintervögel auf+++

+++Deutschland will beim Klimaschutz vorangehen+++

Als Überraschung betrachten die Wissenschaftler die unterschiedlich schnellen Reaktionen der Tiere. Für die deutlich schnellere Anpassung der Schmetterlinge sei wahrscheinlich ihre größere Sensibilität für Temperaturen verantwortlich, hieß es. Insgesamt seien die Ergebnisse aber „alarmierend“, da die Unterschiede und Verzögerungen verschiedenste Lebensgemeinschaften auseinanderreißen könnten. So seien viele Vögel bei der Ernährung auf die Raupen bestimmter Schmetterlinge angewiesen. Raupen bestimmter Schmetterlinge bevorzugten dagegen Fraßpflanzen, die ihrerseits dem Klimawandel nicht so schnell folgten.

Allerdings sprechen die Forscher von sehr unterschiedlichen Ergebnissen in den einzelnen Ländern. So habe sich die Durchschnittstemperatur der Lebensräume für Vogelarten in Tschechien kaum, in Schweden dagegen stark erhöht. Bei Schmetterlingen habe es in Großbritannien nur geringe, in den Niederlanden starke Veränderungen gegeben. Ausreichende Daten für Deutschland lägen noch nicht vor, hieß es.