Auch in Hamburg sind viele Schüler an Schweinegrippe erkrankt. Die Altersgruppe der bis zu 20-Jährigen ist überproportional betroffen.

Die Schweinegrippe hat Deutschland fest im Griff. Am stärksten betroffen sind derzeit die Schüler. Während bundesweit im Schnitt 32 von 100.000 Einwohnern unter den typischen Grippesymptomen leiden, sind es unter den Schülern fast fünfmal so viele (150 Fälle auf 100.000), berichtet die Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts (RKI), wo die Ausbreitung der Schweinegrippe genau verfolgt wird.



Auch in Hamburg sind viele Schüler erkrankt. "Die bisherige Entwicklung hat gezeigt, dass die Altersgruppe der bis zu 20-Jährigen, also der Schüler, überproportional von der neuen Grippe betroffen ist. Mehr als die Hälfte der Kranken, bei denen der Erreger nachgewiesen worden ist, war in diesem Alter, das ist im Vergleich mit der regulären Grippe ungewöhnlich", sagte Rico Schmidt, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, dem Abendblatt.

Weil die Ärzte inzwischen die einzelnen Grippefälle nicht mehr den Gesundheitsbehörden melden müssen, errechnen die Statistiker die Gesamtzahl der Erkrankten anhand der Daten aus repräsentativ ausgewählten Praxen, in denen Patienten noch getestet werden. Dieses Verfahren hat sich seit Jahren bei der Beobachtung der Verbreitung der saisonalen Grippe bewährt.

Die Daten des Grippe-Überwachungssystems bestätigen, dass sich das Virus H1N1 rasant verbreitet. In der Metropolregion Hamburg erwarten Experten den Höhepunkt aber erst im Januar. Ob dann, wie in früheren Jahren auch die saisonale Grippe um sich greift, ist indes ungewiss. Auf der Südhalbkugel fiel die "normale" Grippe nach der Schweinegrippewelle quasi aus. Wenn dieses Muster auch für Deutschland und Europa gilt, könnte sogar die Zahl der Grippetoten in diesem Winter geringer ausfallen als in Jahren, in denen "nur" die saisonale Grippe umgeht.

In Niedersachsen gibt es einen dritten Schweinegrippe-Toten. Ein elf Jahre altes schwerstbehindertes Mädchen starb im Kreis Grafschaft Bentheim nach der Infektion mit der Neuen Influenza, bestätigte gestern das niedersächsische Gesundheitsministerium in Hannover. Bis zur H1N1-Infektion war das Mädchen, das unter anderem an einer Atemstörung litt, zu Hause gepflegt worden. Es kam dann in eine Klinik und starb dort am Wochenende. Die Familie war zuvor an Schweinegrippe erkrankt. Auch in der Mainzer Uniklinik starb ein acht Jahre altes Kind an dem Virus. Laut Auskunft der Ärzte habe weder eine Vorerkrankung noch ein besonderes Risiko bestanden, berichtet die "Rhein-Zeitung". Das Kind sei bereits am vergangenen Freitag gestorben. Heute wollen sich Experten der Uniklinik öffentlich zu dem Todesfall äußern.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU)machte sich für die Schutzimpfung stark. Mit einer Impfung würden vorrangig Menschen geschützt, die bei einer Erkrankung Komplikationen zu befürchten hätten. "Dazu gehören Menschen mit chronischen Erkrankungen und Personal in Kliniken sowie Pflegeheimen." Zuletzt waren in Niedersachsen zwei Frauen (57, 52) aus Delmenhorst und Osnabrück an Schweinegrippe gestorben.