76 Prozent klagten über Schmerzen an der Einstichstelle. Die Beschwerden verschwinden aber meist nach ein bis zwei Tagen.

Hamburg. Soll ich mich gegen Schweinegrippe impfen lassen? Wie hoch ist das Risiko schwerer Nebenwirkungen? Kaum ein Thema wird derzeit so kontrovers und heftig diskutiert wie dieses. Mehr Klarheit könnte eine Umfrage bringen, die das Hamburger ifi-Institut für Interdisziplinäre Medizin durchgeführt hat. Die Mitarbeiter auf dem Gelände der Asklepios Klinik St. Georg befragten telefonisch 310 Personen, die dort gegen die Schweinegrippe geimpft worden waren, ein und zwei Wochen später zur Verträglichkeit des Impfstoffes. Das Ergebnis: "Die Impfung geht vermutlich mit etwas mehr Nebenwirkungen als die Impfung gegen die saisonale Grippe einher. Von den Befragten gaben 82 Prozent Nebenwirkungen an der Injektionsstelle und 43 Prozent das Auftreten von allgemeinen Nebenwirkungen an. Die Nebenwirkungen wurden überwiegend als leicht angegeben und hielten meist ein bis zwei Tage an", sagt Prof. Andreas Plettenberg, Leiter des ifi-Instituts.

Bei den örtlichen Nebenwirkungen handelte es sich vor allem um Schmerzen im Bereich der Injektionsstelle (76 Prozent). 16 Prozent gaben Rötung und Schwellung an. Bei 14 Prozent kam es zur Bewegungseinschränkung des Armes. Bei den meisten (60 Prozent) waren die Beschwerden nach ein bis zwei Tagen abgeklungen. Nur bei 13 Prozent hielten sie länger als drei Tage.

Die häufigste allgemeine Nebenwirkung war Müdigkeit. Sie wurde von 25 Prozent aller Befragten angegeben, elf Prozent klagten über Kopfschmerzen, acht Prozent über Fieber. In den meisten Fällen (75 Prozent) waren die Nebenwirkungen ebenfalls nach ein bis zwei Tagen verschwunden. Neun von 206 berufstätigen oder studierenden Patienten waren nachfolgend arbeitsunfähig, überwiegend für ein oder zwei Tage.

"Lebensbedrohliche Nebenwirkungen sind in keinem Fall aufgetreten", betonte Plettenberg. Bei allen Patienten waren sowohl die örtlichen als auch die allgemeinen Symptome nach 14 Tagen abgeklungen.

Zwei Drittel der Befragten hatten sich im vergangenen Jahr gegen die saisonale Grippe impfen lassen und wurden nun befragt, welche Impfung sie besser vertragen hatten. 59 Prozent sahen keinen Unterschied, 31 Prozent fanden die Impfung gegen saisonale Grippe besser verträglich, zehn Prozent die Schweinegrippe-Impfung.

Untersucht wurde auch, wer besonders von Nebenwirkungen betroffen war. "Es stellte sich heraus, dass Frauen etwas mehr unter Nebenwirkungen litten als Männer, wofür wir noch keine Erklärung gefunden haben", sagte Plettenberg. Junge Menschen (16 bis 40 Jahre) litten ein wenig mehr darunter als über 60-Jährige. "Das kann daran liegen, dass bei älteren Menschen das Immunsystem nicht so stark auf den Impfstoff reagiert. Das ist auch ein Grund dafür, dass für Menschen ab 60 eine zweite Impfung nach drei bis vier Wochen empfohlen wird, um einen ausreichenden Schutz zu erreichen", sagt der Infektiologe.

Die Erfahrungen mit der Impfung scheint auf die meisten Geimpften keine abschreckende Wirkung gehabt zu haben. Immerhin gaben 92 Prozent von ihnen an, dass sie sich auch nun, in Kenntnis der Nebenwirkungen, erneut impfen lassen würden.

Doch die Verunsicherung unter den noch nicht Geimpften macht sich auch im ifi-Institut bemerkbar. "Zu Beginn der Impfaktion Ende Oktober haben wir rund 300 Personen am Tag geimpft. Seit Mitte November kommen nur noch 20 bis 30 Menschen pro Tag zur Impfung", sagt Plettenberg. Insgesamt wurden im Ifi-Institut bis Ende vergangener Woche mehr als 2600 Patienten mit dem Impfstoff Pandemrix geimpft.

Plettenberg geht - besonders angesichts der rückläufigen Zahlen - davon aus, dass ein erheblicher Teil der chronisch Kranken sich nicht impfen lässt. Denn nach einer weiteren Datenauswertung mit 739 Teilnehmern gehörten nur rund 40 Prozent der Patienten, die zur Impfung ins ifi-Institut kamen, zu dieser Risikogruppe. Die meisten von ihnen hatten Herzkreislauferkrankungen (25 Prozent) und Atemwegserkrankungen (24 Prozent). 18 Prozent einen Diabetes und 14 Prozent eine HIV-Infektion. Gerade für Patienten, die bereits unter chronischen Erkrankungen leiden, wird die Impfung besonders empfohlen, weil sie ein erhöhtes Risiko haben, dass die Infektion bei ihnen schwerer verläuft als bei gesunden Menschen.

Letztendlich könne nur jeder für sich allein entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht, sagt Plettenberg. Er hofft, dass seine Umfrage zur Verträglichkeit dabei eine kleine Entscheidungshilfe sein kann: "Auch wenn es sich noch um eine kleine Stichprobe handelt, hat sie doch gezeigt, dass Nebenwirkungen zwar häufig auftreten, aber harmlos sind."