Arterienverengungen gelten als Zivilisationskrankheiten. Über 200 Besucher kamen zu einer Veranstaltung in die Klinik St. Georg.

Was verbirgt sich hinter der "Schaufensterkrankheit"?

Die Schaufensterkrankheit ist eine Erkrankung der Arterien in den Beinen. Sie äußert sich typischerweise darin, dass die Gehstrecke sich zunehmend verkürzt und der Patient am häufigsten über Schmerzen in der Wade klagt. Die Beschwerden lassen nach, wenn Sie beim Gehen eine Pause machen. Die Schmerzen hängen davon ab, auf welcher Höhe des Beines sich die Engstelle oder der Verschluss befindet. Ist der Verschluss in der Höhe des Beckens, spürt man es mehr in der Hüfte und im Oberschenkel, ist der Verschluss im Oberschenkel, spürt man es in der Wade.
Prof. Sigrid Nikol, Chefärztin Klinische und Interventionelle Angiologie, AK St. Georg

Wie sieht ein effektives Gehtraining aus?

Empfohlen wird in der Regel, drei bis viermal am Tag für 30 Minuten ein Gehtraining durchzuführen, und zwar so, dass man bis an die Schmerzgrenze herangeht, dann eine Pause macht und dann das Training fortsetzt.
Prof. Nikol

Es gibt auch die Alternative, dass man die Gehstrecke misst, und die Belastung im Gehtraining etwa 70 Prozent davon betragen soll, also unterhalb der Schmerzschwelle. Entscheidend ist, dass es sehr häufig immer wieder über den Tag verteilt eine solche Belastung gibt, sodass das Gefäßsystem gefordert und die Ausbildung von Umgehungskreisläufen um das verschlossene Blutgefäß begünstigt wird.
Karsten Klose, Leit. Oberarzt Fachübergreifende Frührehabilitation und physikalische Medizin, AK St. Georg

Wodurch entsteht ein Aneurysma der Hauptschlagader ?

Dafür gibt es auch genetische Ursachen. Eine andere Ursache ist der Bluthochdruck, der häufig gerade zu Aneurysmen der Hauptschlagader führen kann. Die Hauptschlagader ist eine relativ häufige Lokalisation, an der solche Gefäßaussackungen auftreten.
Prof. Nikol

Wie werden Aneurysmen im Brustkorb behandelt?

Es ist ein Eingriff mit dem Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. Das heißt, wir eröffnen den Brustkorb meist über eine Spaltung des Brustbeines, schließen den Kreislauf an eine Maschine an, die das Blut durch den Körper pumpt, sodass wir dann diesen Bereich der Hauptschlagader abklemmen können. Dann wird dort dieser Teil der Hauptschlagader durch eine Kunststoffprothese ersetzt.
Prof. Michael Schmoeckel, Chefarzt der Herzchirurgie, AK St. Georg

Ich habe einen Arterienverschluss im Bein. Mit welchen Eingriffen wird das behandelt?

Grundsätzlich gehen wir so vor, dass wir in der Leiste unter örtlicher Betäubung einen Zugang legen. Wir stellen zunächst das Gefäß dar und versuchen dann, über einen Katheter einen Draht einzuführen und durch den Verschluss hindurchzuschieben. Wir schaffen das in 80 bis 90 Prozent der Fälle. Anschließend dehnen wir mit einem Ballon das Gefäß auf und führen eventuell noch eine Gefäßstütze, einen sogenannten Stent, ein, um das Ganze zu stabilisieren.
Prof. Nikol

Wenn das nicht geht, ist die Gefäßchirurgie eine gute Alternative. Wir haben verschiedene Möglichkeiten. So können wir eine Operation durchführen, die man Ausschälung nennt. Dabei können wir das, was den Verschluss verursacht, aus dem Blutgefäß entfernen und das Blutgefäß wiederherstellen. Wenn das nicht möglich ist, dann legt man mit einem Blutgefäß einen Umgehungskreislauf, eine sogenannte Bypassoperation.
Dr. Peter Breuer, Chefarzt des Gefäßzentrums, AK Wandsbek

Ist die vorbeugende Einnahme von ASS 100 sinnvoll?

Diese Acetylsalicylsäure hindert die Blutplättchen im Blut daran, ein Blutgerinnsel zu bilden, das im akuten Fall den Verschluss von Arterien hervorruft. Es besteht kein Zweifel daran, dass man ASS nehmen sollte, wenn bereits Veränderungen an den großen Gefäßen bestehen, zum Beispiel nach Herzinfarkt oder Schlaganfall. Diskutiert wird, ob man es auch nehmen sollte, wenn man noch überhaupt nichts gehabt hat. Das ist nur dann sinnvoll, wenn viele verschiedene Risikofaktoren zusammenkommen und das Risiko für einen Gefäßverschluss höher ist als die kleine eventuelle Nebenwirkung der Verdünnung des Blutes durch das ASS. Das sollte man im Einzelfall mit seinem Hausarzt besprechen.
Prof. Dirk Müller-Wieland, Leitender Arzt I. Med. Klinik: Innere Medizin, Gastroenterologie und Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel

Wie werden Krampfadern behandelt?

Es kommt darauf an, dass die große Hautvene, die das Hautvenenblut an der Innenseite des Beines sammelt und oben in der Leiste den tiefen Venen zuführt, ausgeschaltet wird. Denn beim krampfaderkranken Patienten fließt über diese Vene das Blut wieder falsch herum in das Bein zurück; das muss unterbunden werden. Das kann man mit modernen Methoden durchführen, indem man Krampfadern mit Laser verkocht oder mit der Radiofrequenzwellenablation verödet, oder man entfernt sie durch eine Stripping-Operation. Welche Methode am besten geeignet ist, sollten Sie mit dem Gefäßchirurgen besprechen.
Dr. Breuer