Jetzt wird getestet, ob der Impfstoff schützt und verträglich ist. Das ist die Basis für die Entscheidung, ob die Impfung sinnvoll ist.

An Freiwilligen gab es keinen Mangel. Mehrere Hundert Menschen meldeten sich binnen weniger Tage, um in Hamburg an einer Impfstudie zur Schweinegrippe teilzunehmen. Gestern startete die Studie. Die ersten 40 Freiwilligen sind bereits in der Ambulanz des Bernhard-Nocht-Instituts geimpft worden. "Mit der Studie überprüfen wir die Verträglichkeit und die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes", sagte Professor Gerd Burchard vom Uniklinikum Eppendorf (UKE), der die Studie leitet. Der von der Firma Novartis hergestellte Impfstoff enthält keine vollständigen Viren. Er wird im Zellkulturverfahren produziert.

Der UKE-Mediziner erwartet, dass die Nebenwirkungen nicht dramatischer ausfallen als bei einer normalen Grippeimpfung. Ausdrücklich wies er die Befürchtung des SPD-Gesundheitsexperten Wolfgang Wodarg zurück, dass diese Impfung mit einem Krebsrisiko verbunden sein könnte (wir berichteten). "Es gibt bislang keinen Anhaltspunkt für eine Krebsgefahr." Schließlich sei ein sehr ähnlicher Impfstoff der Firma Novartis bereits seit 2007 zugelassen und mehrere Zehntausend Menschen hätten ihn erhalten.

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Der Studienablauf ist detailliert festgelegt: Alle Teilnehmer bekommen vorab umfangreiche Informationen per E-Mail zugeschickt. "Diese händigen wir jedem, der zu uns kommt, noch einmal aus, bevor wir das Arztgespräch führen", sagt Impfarzt Dr. Jakob Cramer. Erst wenn alle Fragen geklärt sind, die Einverständniserklärungen unterschrieben, der Proband untersucht und Blut abgenommen ist, wird der kerngesunde Teilnehmer geimpft. Danach bleibt er noch etwa eine Stunde zur Beobachtung in der Klinik. Nach drei Wochen erfolgt die zweite Impfung, 45 Tage später nehmen die Ärzte erneut Blut ab. Dann wird sich zeigen, ob der Impfstoff eine Schutzreaktion des Immunsystems bewirkt hat. Nach einem Jahr gibt es eine Auffrischung.

Während der ganzen Zeit, in der noch fünf weitere Untersuchungen erfolgen, müssen die Freiwilligen alle gesundheitlichen Besonderheiten aufschreiben. "Auch wenn sie sich den Fuß verstauchen." Falls Nebenwirkungen auftreten, seien die Studienärzte rund um die Uhr zu erreichen.

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Die meisten Teilnehmer seien zwischen 20 und 30 Jahren alt, so Infektionsmediziner Dr. Cramer. Einige seien aber auch schon im Rentenalter. Wegen des Geldes käme keiner - es gibt nach Abendblatt-Informationen 250 Euro Aufwandsentschädigung, deren Höhe gestern aber niemand bestätigen wollte. Ob alle Interessierten wirklich an der Studie teilnehmen können, bleibt abzuwarten. Denn neben Hamburg sind noch Mainz, Würzburg und Rostock an der vom Uniklinikum München koordinierten Studie beteiligt. Bundesweit sollen 1200 Erwachsene im Alter von 18 bis 60 Jahren und 2000 Kinder geimpft und beobachtet werden. "Die Kinder werden aber erst geimpft werden, wenn die Unbedenklichkeit des Impfstoffes durch Beobachtungen bei Erwachsenen belegt sind", sagte Burchard. Ob man sich überhaupt impfen lassen solle, das stehe für ihn jetzt noch nicht fest, sagte er. Schließlich sei weder voraussehbar, wie sich das Virus ausbreiten wird, noch sei die Studie abgeschlossen. Zwar gehe er davon aus, dass der neue Impfstoff gut verträglich und wirksam sein wird. "Gleichwohl muss man das beweisen."

Diese Beweise sollen in 45 Tagen vorliegen. Abhängig vom Ergebnis wird dann eine Zulassung des Impfstoffs beim Paul-Ehrlich-Institut beantragt werden. Wie sich das Schweinegrippen-Virus H1N1 ausbreitet und ob es sich verändert, steht hingegen noch in den Sternen.