Hamburg. Nur Frankreich und Belgien bitten ihre Bürger noch stärker zur Kasse: Deutschland nimmt bei der Steuer- und Abgabenlast für Arbeitnehmer einen Spitzenplatz unter den Industriestaaten ein. Zwar sank die Belastung seit 2001 spürbar. Insgesamt werde der Faktor Arbeit in Deutschland aber noch immer deutlich stärker belastet als in den meisten anderen Ländern, heißt es in einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Besonders alleinstehende Geringverdiener und Alleinerziehende werden hierzulande stärker belastet als in anderen Ländern. Von Steuerentlastungen haben unterdessen seit 2000 vor allem kinderlose Spitzenverdiener profitiert. So müssen unterdurchschnittlich verdienende Alleinstehende 44,9 Prozent ihres Einkommens abtreten, während es im Länderdurchschnitt der OECD nur 31,3 Prozent sind. Alleinerziehende mit zwei Kindern, die weniger als das Jahresdurchschnittsgehalt von 41 750 verdienen, müssen wiederum 29,7 Prozent Steuern und Abgaben entrichten (OECD-Schnitt 15,8 Prozent). Kinderlose Spitzenverdiener zahlen wiederum 51,5 Prozent Steuern und Abgaben - 4,8 Punkte weniger als im Jahr 2000.

Der Bund der Steuerzahler fordert eine neue Finanzpolitik, sagte Vizepräsident Reiner Holznagel dem Abendblatt: "Wir brauchen eine grundlegende Steuerreform, damit den Bürgern wieder mehr Geld in der Tasche bleibt."