Wer an die Misere im deutschen Schulwesen denkt, legt gern die Stirn in Falten. Dabei ist es doch ganz einfach. Man könnte schlicht sagen: "Schuld sind die anderen." Doch leider ist das zu einfach, denn schuld sind alle: Lehrer, Eltern - und die Schüler. Hier der Versuch einer nicht zu ernst gemeinten Deutung. Nach der Umfrage bei Mitschülern und deren Freunden ergibt sich folgendes Resultat:

Viele Lehrer sind oft hoffnungslos überfordert - fachlich und pädagogisch. Sie schaffen es nicht, für Ruhe zu sorgen und selbst interessierten Schülern den Stoff so zu vermitteln, dass er spannend und leicht zu verstehen ist. Oft müssen die Lehrer in Fächern unterrichten, von denen sie keine Ahnung haben, beispielsweise wenn ein Deutschlehrer die nicht studierte Mathematik lehrt.

Das größte Ärgernis aber ist, wenn es den Lehrern egal ist, ob Schüler Erfolg haben, denn das ist ihre Aufgabe und dafür werden sie auch bezahlt.

Und wir, die Schüler? Die sind oft auch nicht besser. Sie sind faul, haben keinen "Bock auf Schule". Sie surfen lieber im Internet, schreiben sich SMS (immerhin, sie schreiben) und wollen Partys feiern. Ganz nach dem Motto der Fun-Generation: Spaß muss sein. In der Schule sitzen diese Jugendlichen ihre Zeit ab, sind gelangweilt und stören den Unterricht.

Und wenn sie deswegen kritisiert werden, dann sind sie auch noch beleidigt.

Bleiben da schließlich noch die Eltern: Viele sind überfordert mit der Erziehung ihrer Kinder und sehen den Sinn von Schule nicht. Denn viele meinen, dass die Schule das übernehmen soll, was eigentlich Aufgabe des Elternhauses wäre: nämlich die Erziehungsarbeit. Von dem, was ihre Kinder in der Schule nicht verstehen, haben sie selbst meist auch keine Ahnung. Sie wissen nicht, was in der Schule gelehrt und gelernt wird, also können sie ihren Kindern auch nicht weiterhelfen. Manche Eltern kümmern sich zu viel um sich selbst und haben schon deshalb wenig Zeit für die Probleme ihrer Kinder.

Alles Lüge und nicht die Wahrheit? Vielleicht! Aber es könnte sich lohnen, darüber einmal richtig nachzudenken.

Übrigens, eine Umfrage bei Schülerinnen und Schülern an Hamburger Schulen brachte dieses Ergebnis: 70 Prozent dieser befragten Schüler sehen die Schuld bei sich.

Es gibt also vielleicht doch noch Hoffnung!

Stephanie Chan, R 10 Schule Heinrich-Helbing-Str.