Hamburg. Facebook plant den Einstieg ins Bankgeschäft. Angeblich gehe es nur um Kundenkommunikation. Doch Datenschützer vermuten noch mehr.

Es war der erste richtig gute Tag für die Facebook-Aktie seit dem 26. Juli. Damals verlor das soziale Netzwerk aus dem kalifornischen Menlo Park wegen schlechter Quartalszahlen auf einen Schlag 120 Milliarden Euro an Wert. Mindestens ebenso verschreckte die Anleger, dass der Konzern keine Hoffnung auf Besserung machte. Das Wachstumstempo von Facebook habe sich nun mal verlangsamt, hieß es seinerzeit.

Doch jetzt hat die Facebook-Aktie um 3,5 Prozent an Wert zugelegt – und das nur wegen eines Artikels des „Wall Street Journal“. Konkret geht es dabei um den Versuch von Facebook, sich US-Banken wie JP Morgan Chase, der Citigroup oder Wells Fargo als Service-Partner anzudienen. Die Plattform will die Kommunikation zwischen den Geldinstituten und ihren Kunden über ihren Mitteilungsdienst Messenger abwickeln.

Facebook Messenger soll digitaler Marktplatz werden

In Singapur gibt es ein solches Angebot bereits heute. Dort können Kunden der Citigroup ihren Kontostand mit Hilfe von Facebooks Messenger kontrollieren. Niemand hängt mehr in Telefonwarteschleifen fest. Die komplette Kommunikation der Bank läuft über den Mitteilungsdienst der Kalifornier.

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    Ist das die Wachstumsstory, auf die Anleger gewartet haben? Dafür spricht, dass sie perfekt zu der neuen Strategie passt, die Facebook seinem Messenger verordnet hat. Er soll nun nicht länger allein ein Instrument für persönliche Nachrichten sein. Vielmehr ist geplant, den Mitteilungsdienst in eine Art digitalen Marktplatz zu verwandeln, auf dem Waren und Dienstleistungen aller Art gehandelt werden.

    Facebook: Es geht nur um Kundenkommunikation

    Doch in dem Artikel des „Wall Street Journal“ gibt es auch einen Passus, der Facebook gar nicht schmeckt. Demnach ist Teil des Angebots an die Banken eine Abmachung, nach der die Geldhäuser Facebook detaillierte Informationen über ihre Kunden wie Kreditkarten-Transaktionen oder Kontostände übermitteln sollen. „Gebt uns eure Daten, wir geben euch unsere User“, titelte das Blatt.

    Diesen Passus hat Facebook dementiert. „Das ist nicht wahr“, sagte eine Sprecherin. Es sei bei den Gesprächen nur um Dienstleistungen wie Kundenkommunikation gegangen. Man würde die dazu notwendigen Informationen ausschließlich für diese Dienste nutzen – „und nicht für Werbung oder irgendetwas anderes“.

    Unklare Rechtslage bei Bankgeschäften in sozialen Netzwerken

    Das sei „eine Aussage ohne Wert“, kontert der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar. „Personalisierte Anwendungen und die Erstellung von Nutzerprofilen sind damit nicht ausgeschlossen.“ Facebook nutze die Daten, „die auf der Plattform auflaufen, in der Regel auch“.

    Caspar glaubt, „dass Bankgeschäfte grundsätzlich nicht über die sozialen Netzwerke abgewickelt werden sollten“. Unklar ist, ob dies in Deutschland rechtlich möglich ist. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Datenschutz, Thilo Weichert, von 2004 bis 2015 Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, schließt dies im Gegensatz zu Caspar aus.

    Facebooks Bankgespräche liefen nicht problemlos

    Ob Facebook überhaupt jemals Bankdienstleistungen anbieten kann, steht in den Sternen. Nach Angaben des „Wall Street Journal“ liefen die Gespräche mit den Banken nicht problemlos. Eine Großbank habe sich mit Verweis auf den Datenschutz aus den Unterredungen zurückgezogen.

    Spätestens seit vor ein paar Monaten ­herauskam, dass die Firma Cambridge Analytica mal eben die Daten von 87 Millionen Facebook-Usern abgreifen konnte, hat Facebook ein Datenschutzproblem. Auch die Wachstumsdelle des Unternehmens könnte damit zu tun haben. Denn die Verweildauer zumindest der europäischen Facebook-User auf der Plattform geht zurück.