Washington/Hamburg. Hat Facebook Apple, Samsung oder Blackberry zu weitreichenden Zugang zu Nutzerdaten gewährt? Der Konzern weist die Vorwürfe zurück.

Kaum hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg seine Entschuldigungstour wegen eines Datenskandals auch in Europa beendet, kommt der Gigant unter den sozialen Netzwerken erneut in Verruf. Nach Informationen der „New York Times“ hat der Konzern aus Kalifornien über zehn Jahre lang renommierten Geräte-Herstellern wie Apple, Samsung, Blackberry und HTC umstrittenen Zugang zu Nutzerdaten gewährt; etwa die Religionszugehörigkeit, politische Orientierungen oder den Beziehungsstatus.

Dabei gelangten die Hardware-Produzenten auch an die privaten Informationen (Geburtstag, Berufstätigkeit etc.) von „Freunden“ der Betroffenen, auch wenn diese der Weitergabe ihrer Daten nicht ausdrücklich zugestimmt oder es sogar verboten hatten.

Facebook weist Vorwürfe von Fehlverhalten zurück

Letzteres kann laut „New York Times“ für den zuletzt schwer unter Beschuss geratenen Facebook-Konzern problematisch werden, verbietet doch bereits seit 2011 eine Anordnung der US-Handelsaufsichtsbehörde FTC exakt diesen schludrigen Umgang mit den Daten Dritter.

In ersten Stellungnahmen wies das Unternehmen aus Menlo Park die Vorwürfe von Fehlverhalten zurück. Besagte Vereinbarungen mit den Geräte-Produzenten seien geschlossen worden, als es noch keine durchgängig erreichbare Facebook-Funktion gab. Apple etwa bediente sich des Angebots, um seinen Kunden das Veröffentlichen von Fotos zu erlauben, ohne vorher die Facebook-App öffnen zu müssen.

Datenschützer: „Absolut alarmierend“

Facebook bekommt auch deshalb Probleme, weil das Unternehmen im Zuge des Skandals um Cambridge Analytica (eine Firma, die manipulative Aktionen zugunsten von Donald Trump im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 startete) mehrfach behauptet hatte, dass Dritten spätestens seit 2015 die Nutzung von Facebook-Kundendaten versperrt sei. Der „New York Times“ zufolge sind allerdings noch vor wenigen Tagen Verträge mit Firmen wie Apple gültig gewesen. Dadurch seien die Konzerne an umfangreiche personenbezogene Daten auch der „Freunde“ von Facebook-Mitgliedern gelangt.

„Absolut alarmierend“ findet es der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar, dass Firmen wie Apple Zugriff auf Daten von Facebook-Nutzern hatten. „Das Weiterleiten hochsensibler Daten von Nutzern, die dem nicht zugestimmt haben, an Gerätehersteller ist eine beispiellose Verletzung sowohl von Datenschutzgesetzen als auch des Vertrauens der Verbraucher“, sagte er. „Genau wegen solcher Fälle wurde die EU-Datenschutzgrundverordnung verabschiedet.“