Berlin. Bundesregierung und Unternehmen sind immer häufiger Opfer von Cyberattacken – selten mit Erfolg. Doch die Angriffe werden raffinierter.

Die Cyberattacken auf deutsche Behörden und Unternehmen werden nach Angaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) immer raffinierter und effektiver. Auch nehmen sie an Frequenz zu. „Volkswagen gibt die Zahl der Cyber-Attacken auf sein IT-Netz mit 6000 Fällen pro Tag an“, sagte BSI-Präsident Arne Schönbohm der „Bild“-Zeitung. Außerdem stelle man tagtäglich „mehr als 20 hochspezialisierte Angriffe auf das Regierungsnetz fest.“

Eine konsequente Abwehr sei unerlässlich: „Wir können Cyberangriffe stoppen und IT-Systeme so fit machen, dass es zu keinen Auswirkungen kommt“, sagte Schönbohm weiter. Das Bundesamt für Sicherheit ist in erster Linie für den Schutz des Regierungsnetzes zuständig, und „das hat noch kein Hacker geknackt“.

Attacken werden immer besser

Die Attacken seien jedoch deutlich zielgenauer geworden: „Bis vor wenigen Jahren glichen Cyber-Angriffe einem elektronischen Flächen-Bombardement, dadurch hatten Angreifer große Streuverluste“, sagte Schönbohm. „Heute sind Cyber-Attacken sehr viel präziser und auf einzelne Ziele, wie den Bundestag, angelegt. Das ist leider auch viel erfolgreicher.“

Mehrere Bundesländer bauen ihre Behörden im Kampf gegen Cybercrime und terroristische Aktivitäten derzeit aus. Sie planen etwa neue Spezialabteilungen und stellen Staatsanwälte, Ermittler und IT-Experten ein.

Cyberabwehr kostet Deutschland 46 Milliarden

Sicherheitsexperten befürchten, dass Terroristen oder Staaten über Cyberattacken versuchen könnten, für die Versorgung der Gesellschaft überlebenswichtige Anlagen – etwa bei der Wasser- oder Energieversorgung – anzugreifen.

Der Chef der Landesinvestitionsbank ILB, Tillmann Stenger, beziffert den Schaden durch Cyberkriminalität in Deutschland jährlich auf 46 Milliarden Euro. Das mache 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Knapp zwei Drittel der Angriffe richten sich aber nicht gegen große Industriebetriebe, sondern gegen kleine und mittlere Firmen, wie Mario Faßbender vom Verfassungsschutz Brandenburg erklärte. (dpa)