Bericht: Soziales Netzwerk arbeitet an Profilen für Nutzer unter 13 Jahren – Datenschützer findet die Idee „problematisch“

Berlin/Hamburg. Das soziale Netzwerk Facebook will offenbar schon bald auch Kinder unter 13 Jahren als Nutzer gewinnen. Wie das „Wall Street Journal“ am Montag unter Berufung auf Eingeweihte berichtete, plant der jüngst an die Börse gegangene US-Konzern dafür an einem Modell, dass Eltern die Kontrolle über die Aktivitäten ihres Nachwuchses ermöglichen soll. So sollen sie entscheiden können, wem ihre Kinder als „Freunde“ Einblick ins Profil gewähren können. Außerdem könnten sie Spiele und Anwendungen freischalten und auch gleich bezahlen.

Eine Sprecherin von Facebook in Hamburg wollte den detaillierten Bericht auf dapd-Anfrage zwar nicht bestätigen. Sie erklärte allerdings vage, ihr Konzern sei „in einem ständigen Austausch mit Beteiligten, Behörden und anderen politischen Entscheidungsträgern“, um Eltern zu ermöglichen, ihre Kinder in der Online-Welt zu schützen.

Der Datenschutzbeauftragte für Schleswig-Holstein und bekennende Facebook-Kritiker Thilo Weichert warnte prompt vor den möglichen Kinder-Profilen. „Selbst wenn Informationen nur an bestimmte Nutzer weitergeleitet werden, landen die Informationen trotzdem bei Facebook und werden dort verarbeitet“, sagte ein Sprecher Weicherts der Nachrichtenagentur dapd in Kiel. Es sei schlicht „problematisch, dass auf diesem Weg versucht wird, an noch jüngere Nutzer zu kommen.“

Viele Kinder umgehen die Altersgrenzen einfach

Offiziell müssen alle Facebook-Nutzer derzeit mindestens 13 Jahre alt sein. Weil das soziale Netzwerk die Geburtsdaten seiner Nutzer aber nicht kontrolliert, tummeln sich auf der Seite schon länger kleine Kinder: Die EU-Kommission hatte schon vor gut einem Jahr gemahnt, dass nach eigenen Erhebungen 38 Prozent der Kinder von neun bis zwölf Jahren Profile bei Netzwerken wie Facebook pflegten.

Für Unternehmen wie Facebook ist dieses systematische Unterlaufen der Altersgrenze ein Problem: Gesetze etwa in den USA schreiben ihnen vor, dass sie persönliche Daten von Kindern nur mit Zustimmung ihrer Eltern sammeln dürfen. Facebook sucht jetzt offenbar nach einem Weg, besonders jungen Nutzern legale Profile zu ermöglichen.

Facebook jagt Berliner VZ-Gruppe Millionen Nutzer ab

In Deutschland würde Facebook mit einer derartigen Funktion den hier etablierten VZ-Netzwerken weiter Konkurrenz machen. Deren Ableger SchülerVZ richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 21 Jahren. Im Herbst waren dort nach Angaben des Berliner Unternehmens mehr als fünf Millionen junge Nutzer registriert.

Facebook hatte in den vergangenen Jahren bereits StudiVZ Millionen deutsche Nutzer abgejagt. Die VZ-Gruppe will noch in diesem Sommer ihre Portale grundlegend überarbeiten. Ein bisher geheim gehaltener Ansatz soll die Angebote besser als bisher von Facebook abgrenzen.