Hamburg. Das Restaurant Port ist so hanseatisch-gediegen wie die Stadt. Allein der Blick auf die Elbe ist einen Besuch wert.

Nein, das ist keine Außenstelle des Maritimen Museums von Peter Tamm in der HafenCity. Dieses ist das Restaurant Port. Das ist das englische Wort für Hafen, und der Name verpflichtet bei der Ausstattung mit Deko-Artikeln: Steuerräder, Kompasse, Taucherglocken, Gemälde mit maritimen Motiven, Schiffsmodelle, ein Maschinentelegraf, der in der modernen Schifffahrt nicht mehr verwendet wird. All diese Dinge schaffen eine gemütlich-gediegen-hanseatische Atmosphäre, vom Blick auf die Elbe und die Landungsbrücken gar nicht zu reden. Und dann schmeckt auch noch das Essen. Mehr Glück an der Hafenkante geht nicht.

Traditionelle Einrichtung

Das Port gehört zum Hotel Hafen Hamburg, seit mehr als 35 Jahren für Geschäftsleute und Touristen eine Heimstatt auf Zeit in exponierter Lage. Gegründet wurde das Haus von Willi Bar­tels, dem ungekrönten „König von St. Pauli“. Heute, knapp zehn Jahre nach seinem Tod, führen seine Enkel die Geschäfte.

Die traditionelle Einrichtung des Lokals – Kronleuchter, altes Parkett, viel Mahagoni, viel Messing – ist ein Markenzeichen. Die Holzstühle sind rot gepolstert, die Tische eingedeckt mit Gläsern, Besteck, frischen Blumen in der Vase und Stoffservietten.

Stefan Franke, zuständig für Speisen &
Getränke, und Koch Jordan Broughall
am Fenster mit Aussicht
Stefan Franke, zuständig für Speisen & Getränke, und Koch Jordan Broughall am Fenster mit Aussicht © HA | Marcelo Hernandez

Natürlich möchte jeder an den großen Fenstern sitzen, aber auch aus der zweiten Reihe ist der Blick aufs Wasser toll. Bei gutem Wetter locken die Stühle auf der Terrasse mit Lindendach.

Die Zugehörigkeit zum Hotel erklärt die Öffnungszeiten des Lokals: Frühstück, Mittagessen, Kaffeeklatsch mit Kuchen aus der eigenen Patisserie, Abendmahlzeit. Alle Angebote richten sich auch an Gäste, die kein Logis gebucht haben. „Und von denen haben wir viele“, sagt Stefan Franke. „Hamburger kommen gern mit Besuch zu uns, wenn sie mit ihrer Stadt angeben möchten.“ Der 50-Jährige ist der F&B Manager, also für alles rund um Essen und Trinken im Haus zuständig.

Mein Lieblingsrezept

Das Restaurant mit seinen 150 Plätzen beschreibt der Hamburger, der als Oberkellner ins Haus kam und sich für höhere Aufgaben empfahl, als „altmodisch auf seine Art, gediegen und für den anspruchsvollen Gast“. Das Publikum ist gemischt und nicht ganz jung. „Hier werden viele runde Geburtstage jenseits der 60 gefeiert.“ Aber auch der schönste Tag im Leben wird gern in einem der Säle des Hotels mit Elbblick begangen.

Labskaus kommt elegant daher

50 Mitarbeiter, viele schon lange im Haus, kümmern sich in Küche und Service um die Gäste. Kutterscholle, Pannfisch, Wiener Schnitzel, Steak und Kalbsgeschnetzeltes stehen immer auf der Karte, die dreimal im Jahr wechselt und saisonale Extra-Angebote ausweist. Überraschungsmenüs werden je nach Vorliebe für Fisch oder Fleisch zusammengestellt, der Service tranchiert die Ente und filetiert die Seezunge am Tisch. Fleisch, Fisch und Gemüse kommen von Hamburger Händlern, der Honig aus der Lüneburger Heide, Kaffee aus Blankenese, Brötchen von einem örtlichen Bäcker.

Das Labskaus
hat eine leichte
Meerrettichnote. Es
wird mit Jakobsmuscheln
und Wachtelei
serviert
Das Labskaus hat eine leichte Meerrettichnote. Es wird mit Jakobsmuscheln und Wachtelei serviert © HA | Marcelo Hernandez

Die Weinliste ist übersichtlich und eher klein mit gut 40 Positionen aus Deutschland und Europa. 0,2 Liter kommen ab 6,50 Euro ins Glas, die günstigste Flasche kostet 23 Euro.

Labskaus gehört auch zu den maritimen Standards. Die rote Fleisch-Bete-Masse schmeckt leicht und hat eine angenehme Meerrettich-Note. Als Begleitung liegen ein gekochtes und in japanischem Panko-Mehl paniertes Wachtelei sowie gebratene Jakobsmuscheln auf dem fein angerichteten Teller. Elegant, überraschend, gediegen.

Auch die Fischsuppe namens Chef’s Liebling überzeugt. Perfekt gegartes Meeresgetier und knackiges Gemüse kommen erst mal solo auf den Tisch, aus einer Kupferkanne wird die klare ­Safran-gelbe Brühe am Platz angegossen. Jede Komponente bewahrt ihren Geschmack, alles ist klar und fein, die Einlage ertrinkt nicht in einer sämigen, grau-rosa Flüssigkeit wie sonst oft bei Fischsuppe.

Hanseatisch-maritime Gemütlichkeit

Verantwortlich zeichnet der stellvertretende Küchenchef Jordan Brou­ghall. Der gebürtige Engländer kam schon als Kind nach Deutschland, lernte im Gasthof Voßbur in Tangendorf (Kreis Harburg), arbeitete in den Hofbräuhäusern in Hamburg sowie Bremen und kam vor sechs Jahren in die Küche des Port. „Das Arbeitsklima ist hier sehr gut, ich fühle mich wohl“, sagt der 33-Jährige, der hier gern Sauerfleisch oder Grünkohl und in England die indischen Currys seiner Mutter isst.

Hamburgs Hafen ist das Tor zur Welt. Und das Restaurant Port öffnet eine Tür zur hanseatisch-maritimen Gemütlichkeit. Gutes Essen und formidabler Ausblick inklusive.