Wie jedes Jahr ging Gerhard Bielefeld (Name von der Redaktion geändert) zur Vorsorgeuntersuchung zu seinem Hausarzt. Von einem PSA-Test hatte der 67-Jährige zuvor jedoch noch nie etwas gehört. Erst die Sprechstundenhilfe habe ihn darauf gebracht, sagt der Stader. "Beschwerden hatte ich keine, also hatte ich auch keine Angst", fügt er hinzu.

Die stellte sich erst ein, als das Ergebnis einen erhöhten PSA-Wert anzeigte und der Urologe ihm nach der Biopsie den Befund mitteilte.

"Bis dahin habe ich immer gedacht, das passiert nur anderen", kommentiert er die Diagnose Prostatakrebs. "Darauf war ich nicht vorbereitet, und das alles passierte vor Weihnachten, das hat mich doch umgehauen."

Sorge bereitete ihm nicht nur die Krankheit und die damit verbundene Entscheidung für eine bestimmte Behandlung, sondern auch die Fragen: Wie sage ich es der Familie, den Freunden? Sage ich es überhaupt jemandem außer den nächsten Angehörigen?

Aber man habe dann sachlich über das Thema gesprochen, auch am Arbeitsplatz.

"Viele meiner Kollegen gingen gleich zur Vorsorgeuntersuchung", erzählt der ehemalige Kapitän, der im Büro einer großen Hamburger Reederei sitzt.

Der Hausarzt von Gerhard Bielefeld empfahl eine Operation, doch nach gründlicher Beratung mit dem Urologen und dem Strahlenarzt meldete sich Bielefeld für die ambulante Strahlentherapie an. Die Vorteile: keine Krankschreibung. Täglich nach Büroschluss fuhr er in die Klinik und konnte nach der Behandlung nach Hause gehen.

Nebenwirkungen wie zum Beispiel Müdigkeit, Harndrang und Darmbeschwerden versucht er mit gesunder Ernährung, Mineralien und Heilkräutern zu lindern, die ein Heilpraktiker ihm verordnet hat. "Leider weisen die Ärzte ungern auf die Möglichkeiten der Naturmedizin hin", bedauert der sportliche Mittsechziger. Der Zukunft sieht Bielefeld optimistisch entgegen. Er hofft, bald sein "altes Leben" wieder aufnehmen zu können, Fahrrad zu fahren, zu joggen und gelegentlich auch mal ein Bier zu trinken, was während der Therapie verboten ist.