Immer wieder kamen die akuten Blutdruckkrisen. Plötzlich schoss der Blutdruck von Angela B. (Name von der Redaktion geändert), auf lebensbedrohliche Werte über 230 mmHg. Die 56-Jährige bekam extreme Kopfschmerzen, "als wenn mir gleich der Kopf platzt", und fuhr mit Panik ins nächste Krankenhaus. Und immer wieder sank der Blutdruck dann bis zum nächsten Tag auf normale Werte "Die Ärzte konnten keine organische Ursache feststellen, auch mit Medikamenten war das nicht in den Griff zu bekommen", sagt die Lehrerin. Schließlich wurde sie krankgeschrieben, und die Ärzte rieten ihr, mit der Arbeit aufzuhören. Das wollte sie auf gar keinen Fall. Es entwickelte sich eine immer größere Traurigkeit. "Ich saß zu Hause und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Ich fühlte mich allein, konnte mich über nichts mehr freuen", sagt die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder. Selbst ihre Hobbys wie Theaterbesuche oder Gartenarbeit machten ihr keinen Spaß mehr. Sie geriet immer tiefer in eine Depression und sah nur noch den Ausweg in einer Klinikbehandlung. "Ich hatte bereits eine ambulante Therapie begonnen, weil ich meine Familiengeschichte mit meinem alkoholkranken Vater aufarbeiten wollte." Doch die Therapie half ihr nicht, der Therapeut empfahl ihr den Ginsterhof. Nach einem Vorgespräch in der Klinik bekam die Lehrerin nach etwa sechs Wochen Wartezeit einen Platz. Sie bereut ihre Entscheidung nicht. "Es hat mir schon geholfen, Menschen zu treffen, denen es ähnlich geht wie mir", sagt Angela B. Sie profitiert von den Gesprächstherapien, die einzeln mit dem Therapeuten, aber auch in der Gruppe stattfinden. "Ich erkenne einige Muster. Etwa wenn ich mich über jemanden ärgere, der sehr einnehmend ist, merke ich, wie mein Blutdruck steigt", sagt sie. In ihrer Familie hatte sich alles um ihren Vater gedreht, in ihren eigenen Bedürfnissen wurde sie immer zurückgedrängt. "Für mich ist es wichtig, meine negativen Gefühle nicht nur vom Kopf, sondern auch vom Bauch her zu verstehen, diese Möglichkeit habe ich hier." Auch Angebote wie die Kunsttherapie oder die Bewegungstherapie unterstützen sie dabei. "Das Team von Schwestern, Pflegern, Therapeuten und Ärzten arbeitet sehr eng zusammen, und man fühlt sich hier gut aufgenommen und verstanden", sagt Angela B. Wann sie die Klinik verlässt, weiß sie noch nicht, aber sie ist überzeugt, dass sie die Freude an ihrem Beruf und ihren Hobbys wiederfindet.