Berlin. Dass in Filmen geraucht und getrunken wird, ist unumgänglich. Dass der Konsum oft unreflektiert bleibt, macht das Ganze gefährlich.

Es gibt einen Film, den man sich wenigstens einmal anschauen sollte. „Requiem for a Dream“ vom amerikanischen Regisseur Darren Aronofsky handelt davon, wozu Menschen bereit sind, um Drogen zu bekommen, um ihre Sucht zu befriedigen.

Wobei „befriedigen“ bei Abhängigen nicht wirklich zutrifft, weil kein Süchtiger lange Ruhe findet. Irgendwann muss wieder Nachschub her. Jedenfalls ist der Film so konsequent abschreckend, dass es schmerzt. Musik, Schnitt, Erzählweise sind filmhistorische Meilensteine. Und der Konsum von Drogen wird kein bisschen verherrlicht.

In den meisten Filmen und Serien allerdings, das hat jetzt eine Studie der Universität Würzburg ergeben, läuft der Konsum von Suchtmitteln eher so nebenbei, wird ein Glas Bier genossen oder wie in der relativ unverfänglichen Hebammen-Serie „Lena Lorenz“ vom ZDF Schnaps bis zum Umfallen getrunken.

Alkohol und seine Gefahren werden von den meisten Regisseuren nicht besonders thematisiert. Noch weniger negativ eingeordnet. Und das, obwohl in Deutschland gut zwei Millionen Menschen alkoholabhängig sind, 15 Millionen Menschen rauchen, 2,3 Millionen Deutsche missbräuchlich Medikamente nehmen, rund 600.000 nicht mehr auf Cannabis verzichten können und eine halbe Million Menschen regelmäßig „Glück“-spielt. Wobei auch der Begriff „Glücksspiel“ eher in die Kategorie Werbeslogan gehört und mindestens in die Irre, schließlich sogar in die Privatinsolvenz führt.

Filme und Serien dürfen Konsum nicht stilisieren

Nun wäre es nicht unterhaltend, wenn alle Filme oder Serien Abhängigkeit als Folge von übermäßigem Drogenkonsum in jeder Szene problematisieren würden. Denn schließlich sollen Filme oft ein Abbild der Realität geben, also unseren täglichen Umgang mit Alkohol oder Zigaretten oder anderem widerspiegeln. Schließlich weisen wir die Kollegin auf dem Weg in die Raucherpause auch nicht – zumindest nicht ständig – darauf hin, wie schädlich ihr Tun für ihre Atemwege, ihren Geldbeutel, ihre Gesundheit ist.

Wenn Kunst Realität abbildet, so ist das ganz in Ordnung. Nur wenn Filme oder Serien den Konsum stilisieren, dann wird es gefährlich. Und zwar für den Zuschauer, der unbewusst gesagt bekommt: Alkohol, Zigaretten, Haschisch oder gar Härteres? Das ist gar nicht so schlimm. Und ist auch noch lässig, cool, entspannt, große Welt, französische Art zu leben, männlich, verwegen, Cowboy, ein bisschen 80er, und auf jeden Fall erwachsen. Denn nur wer sich das Recht nimmt, sich selbst zu schaden, der ist auch schon irgendwie kein Kind mehr.

Werbeindustrie hat das Bild von Rauchern und Trinkern mitgeprägt

Rein künstlerisch gesehen, ist es aber irgendwie auch faul, eine Person zur Zigarette greifen zu lassen, um ihre Persönlichkeit mit einem der oben genannten Attribute auszustatten. Dieses Accessoire ist eben nicht nur schädlich, sondern von der Werbeindustrie durch Werbefilme und -Plakate erst mit diesen Verhaltenszuschreibungen aufgewertet worden.

Es gibt eine Serie, die beide Ebenen (die lässige und schädliche) miteinander verbindet. Die amerikanische Serie „Mad Men“ führt uns Männer vor, die ständig rauchen und trinken. Sie sind schön und cool, aber leider auch unfähig, am nächsten Tag einen klaren Gedanken zu fassen, so voll, dass sie in Konferenzen zittern und schließlich dem Kunden vor die Füße spucken, weil wieder so blau vom Gin. Dreh- und Angelpunkt fast jeder Szene ist eine Werbeagentur – genial.

Aber wenn Lena Lorenz eine Pulle Schnaps mit ihrer Freundin vernichtet, nur um zu zeigen, dass Frauen in den Bergen auch lässig sein können, dann ist das irgendwie zu platt.