Berlin. Immer mehr Menschen sind auf Cannabis-Arzneien angewiesen. 2016 wurden dafür 170 Kilogramm Cannabis importiert. Das wird kritisiert.

Nach Angaben der Bundesregierung hat Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt 170 Kilogramm Cannabis zu medizinischen Zwecken importiert. Das geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Parlamentsanfrage hervor, die dieser Redaktion vorliegt.

Damit hat sich die Menge gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt: 2015 wurden 92,8 Kilogramm importiert, im Jahr zuvor 48,5 Kilogramm. Anfang Januar 2017 verfügten 980 Menschen in Deutschland über eine Erlaubnis, medizinisches Cannabis zu erwerben.

Linke kritisiert Gesundheitspolitik

Frank Tempel, drogenpolitischer Sprecher der Linksfraktion, kritisiert die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Die deutlichen Steigerungsraten beim Import unterstrichen „die medizinische Bedeutung von Cannabis, obwohl bisher die Vergabe äußerst restriktiv gehandhabt wurde“, sagte Tempel, der die Anfrage stellte, dieser Redaktion. Zudem müssten die meisten schwerkranken Patienten „trotz ihres sehr begrenzten finanziellen Spielraums die Kosten aus eigener Tasche“ zahlen.

Zudem kritisiert Tempel den Umgang der Polizei mit Schmerzpatienten. „Polizeibeamten fehlt es oft an Akzeptanz, Cannabis als Medizin anzuerkennen“, sagte Tempel. „Bund und Länder müssen endlich sicherstellen, dass die Akzeptanz von Cannabis bei der Polizei steigt“, fordert der Linke-Politiker. Künftig würden nämlich noch viel mehr Menschen Cannabis legal nutzen.

Cannabis-Arzneimittel auf Kassenrezept

Menschen, die unter starken Schmerzen leiden, sollen künftig Cannabis-Arzneimittel auf Kassenrezept erhalten. Das Gesetz soll Mitte März in Kraft treten. Die Kosten sollen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Vor dem Erhalt von Cannabis auf Rezept müssen andere therapeutische Möglichkeiten ausgeschöpft sein. (FMG)