Gerechter Handel. Fußbälle und Sportkleidung sind zur WM gefragt. Doch unter welchen Bedingungen sie produziert werden, ist kaum bekannt. Weltläden wie die Bramfelder Laterne und diverse Kampagnen klären auf.

Klaus Jähn freut sich über jeden handgenähten Fußball, den er in diesen Tagen verkauft. Denn er weiß, der Kunde bezahlt dafür einen Preis, der dem Produzenten das Überleben sichert. Klaus Jähn ist Betreiber des Weltladens "Bramfelder Laterne" im Hamburger Osten. Zu seinem Sortiment gehören die klassischen fair gehandelten Produkte wie Kaffee und Kakao, Wein und Bananen aus Entwicklungsländern.

Jetzt rollen auch Fußbälle mit der Aufschrift "ohne Kinderarbeit" über den Ladentisch. Der Weltladen verkauft sie nicht nur, er informiert auch über die sozialen Folgen des globalen Handels. "Die handgenähten Bälle kommen zu 80 Prozent aus Pakistan", erklärt Klaus Jähn. An einem aufgeschnittenen Ball demonstriert der Pastor im Ruhestand die kleinteilige Arbeit des Zusammennähens. 32 Einzelstücke, 12 Fünfecke und 20 Sechsecke müssen zusammengefügt werden.

Diese Arbeit wurde lange von Kindern erledigt. "Sie arbeiteten in Schuldknechtschaft, das heißt, die Eltern bekamen den Lohn vorab, und die Kinder mußten ihn dann abarbeiten", so Jähn, der selber drei Söhne hat. Heute ist Kinderarbeit in Pakistan verboten, Frauen oder Männer haben die Arbeit übernommen. Doch der Lohn ist zu gering, als daß die Familien davon leben könnten. Und so werden teilweise immer noch Kinder eingespannt.

Besonders zur Fußballweltmeisterschaft machen mehrere Kampagnen auf die ungerechten Arbeits- und Lohnbedingungen bei der Herstellung von Sportartikeln aufmerksam. So starteten Hamburger Organisationen und der Senat der Hansestadt jetzt die Aktion "Hamburg 2006mal fair". Der Verkauf von 2006 Fußbällen für je 20,06 Euro in den Hamburger Farben soll helfen, die Lebensbedingungen der Näherinnen zu verbessern. Auch das Handelshaus gepa bietet Fußbälle zu fairen Preisen in den Weltläden an. Die Aktion "Fair play, fair pay" klärt über die Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen in Asien und Lateinamerika auf, die Sportkleidung herstellen. (siehe Interview). Arbeitsmaterialien für Schulen liefert die Initiative "Fair Play for Fair Life" von Brot für die Welt und der deutschen UNESCO-Kommission. In einem Fußballkoffer sind neben Büchern und Videos auch ein Nähset und Lederstücke enthalten, mit denen man einen Ball zusammennähen kann.

Klaus Jähn hat all diese und weitere Informationsmaterialien vorrätig. Denn neben dem Weltladen, den er vor 20 Jahren mit mehreren Kirchenleuten gründete, haben er und seine Frau Christina auch ein Informationszentrum und eine Verleihstelle von Unterrichtsmaterial zum Thema "Globales Lernen" aufgebaut.

Bunte Mappen mit Infoblättern, Diaserien und Spielen stehen wohlgeordnet in meterlangen Regalen zur kostenlosen Ausleihe bereit. Rund 1000 Lehrer pro Jahr haben davon schon Gebrauch gemacht. Auch Schulklassen sind willkommen. Interessant wären für sie jetzt etwa die Themen Bananen oder Kakao. Denn da gäbe es wieder eine Verbindung zur WM, sagt Klaus Jähn. In Hamburg werden die Mannschaften aus Costa Rica, aus Ecuador und der Elfenbeinküste spielen. Bei Jähn gibt es mehr Informationen über ihre Heimatländer - den südamerikanischen Bananenlieferanten und den weltgrößten afrikanischen Kakao-Produzenten.

  • Bramfelder Laterne, Berner Chaussee 58, Tel. 641 50 23, www.bramfelderlaterne.de