Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger über die neuen Abschlüsse

Hochschulabsolventen in kurzer Zeit fit machen für den Berufsalltag - das war eines der Hauptziele der Bolognareform. Aber wurde es wirklich erreicht? Ein Gespräch mit Thomas Sattelberger, 61, von der Telekom AG.

Was hat die Hochschulreform aus Ihrer Sicht gebracht?

Thomas Sattelberger:

Die positiven Auswirkungen sind offensichtlich, denn deutlich mehr junge Frauen und Männer eines Jahrgangs entschließen sich zu studieren, und die Studienabsolventen sind zudem um einiges jünger. Die Bologna-Reform ist voll und ganz auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Bachelor- und auch Master-Absolventen sind heute in den meisten deutschen Unternehmen keine Exoten mehr. Wer die jungen Talente im Arbeitsalltag erlebt, erkennt rasch, dass sie sich bestens in den Unternehmen zurechtfinden und ihre Mitarbeit geschätzt wird.

Also teilen Sie die häufig geäußerte Meinung nicht, dass Bachelorabsolventen unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet seien?

Sattelberger:

Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es heute wenig Zweifel daran, dass Bachelor-Absolventen für die Unternehmen attraktive Mitarbeiter sind und bleiben werden. Nach wenigen Tagen im Job kann kaum noch jemand sagen, wer wo welchen Abschluss gemacht hat.

Worauf kommt es denn heute bei der beruflichen Ausbildung an?

Sattelberger:

Die Zeiten sind vorbei, in denen Bildung einmalig, kompakt und ausschließlich vor Beginn des Berufslebens und dann nie mehr vorgesehen war. Heute zählt mehr denn je die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung. Kluge Unternehmen werden dem gerecht, indem sie selbst noch mehr in Bildung investieren und attraktive Angebote zur zertifizierten Weiterqualifizierung eröffnen. Auch erfahrene Mitarbeiter erkennen den Wert der neuen Bildungsabschlüsse: Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telekom absolvieren beispielsweise berufsbegleitend ein gefördertes Bachelor- oder Master-Studium.

Warum gibt es dennoch so viel Kritik am Bologna-Prozess?

Sattelberger:

Mancher mag immer noch den alten Abschlüssen nachtrauern oder gar rückwärtsgewandt die Wiedereinführung fordern. Die deutsche Wirtschaft aber weist solche Forderungen entschieden zurück.